Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,
die Welt schaut nach Amerika. Ein öffentlicher Streit zwischen zwei der einflussreichsten Männer unserer Zeit eskaliert: Donald Trump, wieder Präsident der Vereinigten Staaten, und Elon Musk, Unternehmer-Ikone und Multi-Milliardär. Der eine schwingt das Zepter der politischen Macht, der andere das der technologischen. Zwei Alphatiere, zwei Ego-Systeme, die aufeinanderprallen wie Kontinentalplatten. Beide mit Millionen von Followern, Fans – und Feinden. Beide fest davon überzeugt, recht zu haben. Beide unfähig, auch nur einen Zentimeter nachzugeben.
Was fasziniert uns so sehr an solchen Auseinandersetzungen? Vielleicht, weil sie uns einen Spiegel vorhalten. Weil wir alle irgendwie Macht wollen. Einfluss. Bedeutung. Und gleichzeitig spüren wir, wie gefährlich es wird, wenn Macht das Ziel wird – statt ein Werkzeug zum Guten.
„Stolz kommt vor dem Verderben, und Hochmut kommt vor dem Fall.“
Sprüche 16,18
Diese alte biblische Weisheit könnte man fast als Kommentarzeile unter die heutigen Schlagzeilen setzen. Denn Stolz ist wie eine Droge. Er macht blind. Er lähmt das Zuhören. Und er zerstört Beziehungen – zwischen Menschen, zwischen Nationen, manchmal sogar in unserem eigenen Herzen.
Jesus selbst hatte jede Macht. Und er hat sie nicht dazu benutzt, um zu herrschen, sondern um zu dienen. Um sich niederzuknien vor einfachen Fischern. Um Menschen zu heilen. Um sich verspotten und schlagen zu lassen – obwohl er jedes Recht gehabt hätte, zurückzuschlagen.
„Wer unter euch der Erste sein will, der soll euer Diener sein.“
Matthäus 20,27
Das ist der Maßstab, den Jesus setzt. Kein Vergleich mit den Profilkämpfen unserer Zeit. Er fragt nicht: Wer hat das größte Vermögen? Die meisten Anhänger? Die lauteste Stimme? Sondern: Wer hilft dem Schwachen? Wer lebt Versöhnung, wo andere auf Rache sinnen? Wer bleibt sanftmütig, auch wenn er im Recht ist?
Ich habe einmal von einem Bürgermeister gelesen, der nach einem schweren Bürgerstreit alle Beteiligten zu einem Grillfest eingeladen hat. Keine Reden, keine Kameras. Nur Essen, Gespräche und die klare Ansage: „Wir müssen wieder miteinander reden.“ Innerhalb weniger Monate entstand daraus eine gemeinsame Lösung für den Streitfall – und ein neues Vertrauen in der Gemeinde. Ich habe diese Geschichte im „Stern“ gelesen, vor ein paar Jahren. Und sie hat mich bis heute bewegt.
Wie schwer das ist, wissen wir alle. Denn es ist einfacher, zu kontern, als zu schweigen. Es ist einfacher, zu siegen, als zu vergeben. Aber was bringt ein Sieg, wenn er uns einsam macht? Was bringt Macht, wenn sie andere klein macht?
Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Philippi folgende Worte, die in diesen Tagen wie ein Kontrastprogramm wirken:
„Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst.“
Philipper 2,3

Das ist kein Aufruf zur Selbstverleugnung. Es ist ein Aufruf zur Würde. Zur menschlichen Größe. Denn echte Größe zeigt sich nicht im Triumph, sondern in der Fähigkeit, zurückzutreten – und dem anderen Raum zu geben.
Stellt euch vor, einer der beiden – Trump oder Musk – würde plötzlich sagen: „Ich glaube, ich habe überreagiert. Ich möchte Frieden.“ Was für ein Zeichen wäre das! Es würde die Welt erschüttern. Und Millionen würden sagen: „Das ist Stärke.“ Ob es geschieht, wissen wir nicht. Aber wir wissen: Wir können es anders machen.
In unserem Alltag. In unseren Gesprächen. In unseren kleinen Konflikten. Vielleicht ist es dein Nachbar, deine Kollegin, dein Vater, mit dem du im Streit bist. Vielleicht spürst du den Drang, dich zu behaupten. Aber vielleicht ist heute auch der Tag, an dem du einfach sagst: „Lass uns reden.“ Oder sogar: „Es tut mir leid.“
Denn nicht der, der am lautesten brüllt, gewinnt. Sondern der, der den Mut hat, den ersten Schritt auf den anderen zuzugehen. Das ist gelebter Glaube. Das ist der Weg Jesu.
Und das ist vielleicht die leise, aber stärkste Antwort auf alle Machtkämpfe dieser Welt.

Herr, lehre uns Demut, wo Stolz unser Herz vergiftet.
Gib uns den Mut, zu vergeben, wo wir verletzt wurden. Zeige uns, wie echte Größe aussieht – in Liebe, nicht im Lärm.
Hilf uns, deine Diener zu sein – gerade dann, wenn uns Macht verlockt.
Amen!