Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,
heute, am 26. Juni, wird weltweit an das erinnert, was viele lieber verdrängen: den zerstörerischen Einfluss von Drogen. Es geht nicht nur um das, was Dealer verkaufen – es geht auch um das, was Menschen fliehen lässt, was sie betäubt, was sie festhält. Der Internationale Tag gegen Drogenmissbrauch ruft dazu auf, hinzuschauen, nicht wegzusehen – und zu helfen. Als Christinnen und Christen – oder einfach als Menschen mit Herz – ist das nicht nur ein Appell, sondern eine Aufgabe.
„Alles ist mir erlaubt – aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt – aber ich will mich von nichts beherrschen lassen.“
1. Korinther 6,12
Dieser Satz von Paulus ist wie ein Röntgenbild der heutigen Gesellschaft. Die Werbung ruft: „Genieß das Leben, koste alles aus, nimm, was dir zusteht!“ Und plötzlich wird das, was Freiheit sein sollte, zur Falle. Alkohol, Cannabis, Kokain, Pillen, Glücksspiel – es beginnt harmlos, endet oft in Abhängigkeit. Paulus sagt klar: Ich darf vieles. Aber ich will mich nicht von etwas kaputt machen lassen.
Drogen sind nicht einfach Substanzen. Sie sind ein Symptom. Menschen greifen zu ihnen, weil etwas fehlt. Sicherheit, Geborgenheit, Hoffnung, Annahme. Wer sich regelmäßig betäubt, will nicht mehr spüren, nicht mehr denken, nicht mehr fühlen. Vielleicht auch nicht mehr leben. Drogen sind nicht das Problem. Sie sind das Ventil.
„Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind.“
Psalm 34,19
Es sind große Worte – aber sie treffen genau ins Herz. Gott hat einen langen Atem. Und ein großes Herz. Gerade für die, die gefallen sind. Die zerbrochen sind. Die nicht mehr wissen, wie es weitergeht. Gott kennt die Rückfälle, das Zittern, die Scham. Und er bleibt. Er geht nicht weg. Er ruft nicht laut, er flüstert. Mit Geduld. Mit Liebe.
Ich habe vor einiger Zeit die Geschichte von Marc gehört. Er war in seinen Zwanzigern heroinabhängig, wohnungslos, kriminell. Und dann begegnete ihm jemand, der nicht sofort fragte: „Wie konntest du nur?“ – sondern: „Wie geht es dir eigentlich?“ Heute arbeitet Marc in einer Suchtklinik, hat eine Familie. Die Veränderung begann mit einem Satz. Einer Beziehung. Mit Annahme.
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“
Matthäus 11,28

Was für ein Versprechen. Kein „Raffe dich mal zusammen“. Kein „Denk positiv“. Sondern: „Komm zu mir.“ So, wie du bist. Mit allem, was schwer ist. Mit deiner Sucht. Mit deiner Sehnsucht. Mit deinen Fragen. Wer zu Jesus kommt, wird nicht immer sofort frei – aber er bekommt Halt. Hoffnung. Einen neuen Blick auf sich selbst.
Drogenmissbrauch betrifft nicht nur „die anderen“. Er beginnt oft leise. Im Freundeskreis. Im Wohnzimmer. In der Mittagspause. Vielleicht kennt ihr jemanden, der betroffen ist. Vielleicht seid ihr selbst in der Nähe davon. Der heutige Tag lädt uns ein, nicht nur betroffen zu sein, sondern zu handeln. Zu fragen. Zu begleiten.
„Tragt einer des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“
Galater 6,2
Christus hat nicht weggesehen. Er ist hingegangen. Zu denen, die keiner mehr sehen wollte. Wenn wir ihm folgen wollen, dann nicht mit erhobenem Zeigefinger – sondern mit ausgestreckter Hand. Vielleicht kann genau deine Hand der Anfang für jemanden sein. Vielleicht beginnt Heilung mit einem ehrlichen Gespräch. Mit Schweigen. Mit Zuhören.

Heute ist kein Tag zum Verurteilen. Heute ist ein Tag zum Erinnern. Zum Hoffen. Zum Beten. Und zum Helfen.
Gott, du siehst die, die gefallen sind.
Du kennst die Dunkelheit, die Schmerzen, die Leere.
Schenke Hoffnung, wo nichts mehr geht. Stärke die, die kämpfen.
Und mach uns zu Menschen, die andere nicht verurteilen, sondern lieben.
Amen!