656 – Danke für alles

656 – Danke für alles

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

es gibt Daten, die brennen sich ein. Sie sind wie kleine Gedenksteine im Kalender unserer Seele. Für Michael Voß, dem Herausgeber von KI-Andacht.de, ist der 30. Juni ein solcher Tag. Seine Mutter starb an diesem Datum im Jahr 1986 – an Lungenkrebs. Damals war er 19 Jahre alt. In der Traueranzeige stand ein einziger Satz: „Danke für alles.“ Heute, viele Jahre später, ist er älter als seine Mutter je wurde. Und dennoch: „Es sind so viele schöne Erinnerungen an sie“, sagt er.

Es berührt besonders: Der 30. Juni 1986 war ein Montag. Und der 30. Juni 2025 – exakt 39 Jahre später – fällt ebenfalls auf einen Montag. Zeit scheint manchmal Kreise zu ziehen. Als ob sie uns erinnern will: Schau noch einmal hin. Denk zurück. Lass nicht los, was dich geprägt hat.

Abrisskalender, Sora, prompted by Michael Voß
Abrisskalender, Sora, prompted by Michael Voß

Solche Erinnerungen tragen. Sie tun weh. Und sie sind zugleich ein Trost. Wenn wir Menschen verlieren, die uns wichtig sind, dann reißt das Leben ein Loch in uns. Und doch füllen sich diese leeren Stellen manchmal mit einem Licht, das nur aus der Vergangenheit kommen kann: aus der Liebe, die bleibt. Aus dem, was wir miteinander geteilt haben.

Jesus sagt in einem seiner bewegendsten Sätze:

„Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.“
Matthäus 5,4

Da ist kein billiger Trost. Keine leeren Phrasen. Jesus sagt nicht: Reiß dich zusammen. Sondern: Ich sehe dich. Ich sehe dein Leid. Und: Es wird Trost geben. Nicht sofort. Aber gewiss.

Das Spannende ist: Trost kommt oft aus der gleichen Quelle wie der Schmerz – aus der Liebe. Wer nicht geliebt hat, trauert nicht. Wer liebt, ist immer auch ein Risiko eingegangen. Doch diese Liebe ist es, die am Ende stärker ist als der Tod.

Im Johannesevangelium lesen wir:

„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“
Johannes 11,25

Für viele klingt das wie ein ferner Trost. Für andere ist es das, worauf sie hoffen. Doch vielleicht geht es gar nicht darum, alles zu verstehen. Vielleicht reicht es, wenn wir spüren: Da ist jemand, der uns sieht. Der mit uns weint. Der unsere Tränen sammelt.

„Du zählst, wie oft ich fliehen musste; sammle meine Tränen in deinen Krug: ohne Zweifel, du zählst sie.“
Psalm 56,9

Michael Voß erinnert sich voller Dankbarkeit an seine Mutter. Er sagt nicht: Ich hätte noch so viel sagen wollen. Sondern: Danke für alles. Das ist mehr als ein Abschied. Das ist ein Segensspruch. Vielleicht war es ihr letzter an ihn. Vielleicht sein erster an sie – jenseits der Zeit.

In vielen Trauergesprächen höre ich, dass Menschen sich fragen, ob sie genug getan haben. Genug gesagt. Genug geliebt. Doch Liebe misst sich nicht in Taten oder Worten. Liebe ist – oder sie ist nicht. Und wenn sie da war, dann hinterlässt sie Spuren. Tiefe, helle Spuren.

Gedanken am Grab, Imagen 3, prompted by ChatGPT
Gedanken am Grab, Imagen 3, prompted by ChatGPT

Ein besonders berührendes Bild findet sich im Hohenlied der Liebe:

„Stark wie der Tod ist die Liebe; hart wie das Totenreich ist ihr Eifer. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN.“
Hohelied 8,6

Diese Liebe hat eine Spur in Michael Voß hinterlassen. Und sicher in vielen anderen, die am 30. Juni an einen Menschen denken, den sie verloren haben. Vielleicht ist es für dich auch so ein Tag. Oder du erinnerst dich an einen ganz anderen Moment. Das spielt keine Rolle. Was zählt: Deine Liebe ist nicht umsonst. Dein Verlust ist nicht übersehen.

Jesus hat versprochen, dass uns nichts aus seiner Hand reißen kann. Nicht das Leben. Nicht der Tod. Nicht die Angst. Nicht der Schmerz.

„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“
Römer 8,38-39

Vielleicht können wir am Ende eines Lebens wirklich nur einen Satz sagen. Aber was für ein Satz: Danke für alles. Kein „Warum?“ Kein „Zu früh.“ Nur: Danke. Das ist kein Schlusswort. Das ist der Anfang von Hoffnung.

Und wenn du magst, sprich dieses Danke heute laut aus. Für einen Menschen, der dir fehlt. Für das, was bleibt. Und vielleicht auch für das, was noch kommt.


Komm, Gott, und sei du bei denen, die heute trauern. Halte ihre Erinnerungen fest und trage ihre Tränen.

Gib uns allen das Vertrauen, dass Liebe bleibt – über den Tod hinaus.

Und dass wir eines Tages in deiner Ewigkeit wiederfinden, was wir heute vermissen.

Amen!


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