758 – Inklusive Liebe: Gottes Herz hat keine Barrieren

758 – Inklusive Liebe: Gottes Herz hat keine Barrieren

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

heute, am 10. Oktober, ist der internationale Tag der Inklusion – ein Tag, der uns daran erinnert, dass Gemeinschaft dann gelingt, wenn wirklich jede und jeder dazugehört. Inklusion bedeutet mehr als Barrierefreiheit oder Teilhabe. Es geht darum, ob Menschen sich gesehen, gewollt und geliebt fühlen – nicht trotz ihrer Besonderheiten, sondern gerade in ihrer Einzigartigkeit.

Für Jesus war das keine gesellschaftliche Mode, sondern göttlicher Auftrag. Sein Umgang mit den Menschen war durchdrungen von einer radikal offenen Haltung. Er überging niemanden. Gerade die, die sonst übersehen wurden, hatten bei ihm Priorität.

„Als er aber am Tisch in dem Haus saß, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und setzten sich mit Jesus und seinen Jüngern.“
Matthäus 9,10

Jesus bricht die gängigen Normen. Wer sonst am Rand der Gesellschaft steht – etwa Zöllner, also korrupte Kollaborateure mit der Besatzungsmacht – wird eingeladen. Nicht belehrt, nicht beschämt, sondern in Gemeinschaft gesetzt. Inklusive Liebe in Aktion.

Auch eine Begegnung mit einem Menschen, der aufgrund seiner körperlichen Einschränkung ausgeschlossen war, macht das deutlich:

„Jesus sprach zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh heim! Und er stand auf und ging heim.“
Matthäus 9,6–7

Damals galten körperliche Einschränkungen oft als Strafe Gottes. Menschen mit Behinderung wurden ausgegrenzt, nicht selten als Sünder abgestempelt. Jesus handelt hier nicht nur heilend – er schenkt dem Mann Würde zurück, stellt ihn wieder her als Teil der Gesellschaft.

Oder die Geschichte von Bartimäus, dem blinden Bettler, der am Rand sitzt und ruft. Die Leute versuchen, ihn zum Schweigen zu bringen. Jesus aber ruft ihn zu sich:

„Da trat Jesus still und sprach: Was willst du, dass ich dir tun soll? Er sprach: Herr, dass ich sehen kann!“
Lukas 18,40–41

Bartimäus und Jesus, Sora, prompted by ChatGPT
Bartimäus und Jesus, Sora, prompted by ChatGPT

Inklusion beginnt damit, Menschen nicht zu übersehen – auch nicht, wenn sie anstrengend erscheinen oder „nicht ins Bild passen“. Sie beginnt mit dem Hinhören. Jesus fragt nicht, ob Bartimäus sich „würdig“ verhält. Er fragt: Was brauchst du? Was fehlt dir, damit du leben kannst?

Und er hört zu.

Dann heilt er Bartimäus – und dieser darf Jesus von da an folgen. Nicht als Bittsteller, sondern als gleichwertiger Weggefährte. Aus dem am Rand Sitzenden wird ein Teil der Bewegung Gottes. Nicht mehr Objekt von Mitleid, sondern aktiver Teil der Gemeinschaft.

Wir Christen haben manchmal aus dem Evangelium ein sehr korrektes, aber viel zu enges Regelwerk gemacht. Dabei war Jesus immer dort zu finden, wo andere nicht hinsahen. Er rührte die Unberührbaren an. Sprach mit Frauen in der Öffentlichkeit, obwohl das verpönt war. Lobte Ausländer für ihren Glauben. Ging mit anstößigen Leuten essen.

Das ist herausfordernd, auch heute noch. Inklusion bedeutet, unsere bequemen Filter zu durchbrechen. Es heißt, nicht nur offen zu sein für Vielfalt, sondern sie zu feiern. Nicht nur zu sagen: „Alle sind willkommen“, sondern auch zu fragen: „Wer fehlt hier eigentlich?“

Generationen verbinden, Sora, prompted by ChatGPT
Generationen verbinden, Sora, prompted by ChatGPT

Ich habe einmal von einer Gemeinde gelesen, die Menschen mit geistiger Behinderung ganz selbstverständlich in ihre Gottesdienste einbezieht – nicht als „Zielgruppe“, sondern als Mitgestaltende. Sie predigen mit einfachen Worten. Manche tanzen beim Lobpreis. Einige bringen das Abendmahl – begleitet. Es ist nicht perfekt. Aber es ist echt.

Und es hat so viel mehr von Himmel als manch glattgebügelter Hochglanz-Gottesdienst.

Gottes Liebe kennt keine Ausgrenzung. Und wenn wir Jesus folgen, dann sind wir eingeladen, dieselbe radikale Offenheit zu leben. Nicht weil es gerade „woke“ ist. Sondern weil Gott selber sich nicht zu schade war, ein Mensch zu werden – einer von uns.

Inklusiver Gottesdienst, Sora, prompted by ChatGPT
Inklusiver Gottesdienst, Sora, prompted by ChatGPT

Inklusion beginnt nicht mit Strukturen, sondern mit Herzen, die offen sind. Mit dem Mut, Menschen nicht auf Defizite zu reduzieren. Mit der Entscheidung, Raum zu machen – innerlich und äußerlich.

Lassen wir uns von Jesus herausfordern. Und lernen wir, was wahre Gemeinschaft bedeutet: Niemand wird übersehen. Jeder ist ein Geschenk.


Jesus, du hast jeden Menschen gesehen.

Hilf uns, auch so zu sehen – mit deinem Blick der Liebe.

Schenk uns Mut, unbequem zu sein, wo Menschen ausgeschlossen werden.

Mach unsere Kirchen, unsere Herzen und unser Miteinander weit.

Dein Reich soll kein exklusiver Club sein, sondern ein Zuhause für alle.

Amen!


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