766 – Gegen Menschenhandel – christliche Verantwortung

766 – Gegen Menschenhandel – christliche Verantwortung

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

der 18. Oktober ist der Europäische Tag gegen Menschenhandel. Ein Thema, das in den Medien manchmal nur leise anklingt – und doch schreit es zum Himmel. Über 50 Millionen Menschen weltweit sind laut UN in moderner Sklaverei gefangen. Viele davon in Europa, einige sogar in Deutschland. Es sind Frauen, Männer, Kinder – verschleppt, verkauft, missbraucht, zur Arbeit oder zur Prostitution gezwungen. Keine finstere Vergangenheit, sondern brennende Gegenwart.

Wie kann Christsein in so eine Realität hineinsprechen? Wie reagiert eine Gemeinde, wenn Glaube mehr sein will als sonntägliche Routine? Jesus selbst hat in seiner ersten öffentlichen Predigt gesagt:

Jesu Hand der Hilfe, Sora, prompted by ChatGPT
Jesu Hand der Hilfe, Sora, prompted by ChatGPT

„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit.“
Lukas 4,18

Das ist eine starke Ansage. Und es ist mehr als fromme Poesie. Jesus steht damit ganz in der Tradition der alttestamentlichen Propheten – etwa Jesaja –, die immer wieder laut und deutlich Gerechtigkeit eingefordert haben. In Jesaja 58 wird das besonders deutlich. Dort heißt es:

„Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“
Jesaja 58,7

Christlicher Glaube ohne praktische Konsequenz – das geht für Jesaja gar nicht. Und auch für Jesus nicht. Er heilt nicht nur, er befreit. Er schaut nicht weg. Und er redet den Menschen ins Gewissen. Das ist unbequem. Aber genau darum geht es: nicht bequem sein, sondern barmherzig und gerecht.

Vielleicht denkst du jetzt: Was kann ich denn schon tun? Ich bin ja keine NGO. Keine Ermittlerin. Kein Richter. Aber genau hier liegt das Missverständnis. Christlicher Einsatz beginnt nicht in den großen Schlagzeilen, sondern in der kleinen Aufmerksamkeit: Hören wir hin? Sehen wir genau hin? Erkennen wir die Zeichen von Ausbeutung in unserem Umfeld? Unterstützen wir Initiativen, die Hilfe anbieten? Öffnen wir unsere Kirchen für Opfer, für Beratung, für Hoffnung?

Es gibt Organisationen wie Mission Freedom oder Gewaltschutz.info, die sich aktiv für Opfer von Menschenhandel einsetzen. Auch in deiner Stadt gibt es wahrscheinlich Hilfestrukturen, Beratungsstellen, Ehrenamtliche. Und wenn nicht – dann braucht es vielleicht genau dich.

Die Kirche kann nicht alles tun. Aber sie darf nicht nichts tun. Christen können nicht überall helfen. Aber sie dürfen nicht schweigen. Die Verantwortung ist real – und sie beginnt im Herzen.

Beratungsgespräch, Sora, prompted by ChatGPT
Beratungsgespräch, Sora, prompted by ChatGPT

Im Hebräerbrief steht ein kurzer, kraftvoller Satz, der es auf den Punkt bringt:

„Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen; denn solche Opfer gefallen Gott.“
Hebräer 13,16

Manchmal ist es eben genau das: ein Opfer. Ein Schritt raus aus der Komfortzone. Ein kleiner Mutakt. Ein Gebet für Menschen, die niemand sieht. Ein Gespräch mit Jugendlichen, um ihnen früh ein gesundes Menschenbild zu vermitteln. Ein Unterstützungsangebot für eine Betroffene. Ein einziger Moment der Gerechtigkeit – und der Himmel jubelt.

Denn Gott hat die Menschen nicht gemacht, um verkauft zu werden. Er hat sie gemacht, um frei zu sein.

Ketten sprengen, Sora, prompted by ChatGPT
Ketten sprengen, Sora, prompted by ChatGPT

Gott, öffne unsere Augen für das Unrecht, das wir nicht sehen wollen.

Mach uns mutig, aufzustehen, wo andere schweigen.

Zeig uns, wie wir helfen können – mit offenen Händen, offenen Herzen, offenen Kirchen.

Und tröste die, die in Ketten liegen – ob sichtbar oder unsichtbar.

Amen!


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