Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,
Karfreitag steht wie kein anderer Tag im christlichen Kalender für die Tiefe menschlicher Leidenserfahrung und gleichzeitig für die unermessliche Liebe Gottes, die sich in der Hingabe Jesu Christi am Kreuz offenbart. Es ist ein Tag, der uns tief berühren kann, weil er die dunkelsten Aspekte unseres Lebens ans Licht bringt und uns gleichzeitig eine Hoffnung schenkt, die stärker ist als der Tod.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
– diese Worte Jesu am Kreuz aus Matthäus 27,46 rühren an die tiefsten Abgründe menschlicher Verzweiflung. In ihnen spiegelt sich das Gefühl absoluter Gottverlassenheit, ein Moment, in dem der Schmerz so überwältigend ist, dass selbst die Nähe Gottes fern scheint. Und doch liegt in diesem Ausruf auch ein tiefes Vertrauen, eine Verbindung, die selbst im Angesicht des Unfassbaren nicht völlig zerbricht.
Die Geschichte von Karfreitag erzählt von Verrat, Leiden und Tod. Aber sie spricht auch von Liebe, die sich in der größten Opferbereitschaft zeigt. Johannes 3,16 sagt uns:
„Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“
Dieses Versprechen hält auch in unseren dunkelsten Stunden.
In Hebräer 4,15-16 finden wir Trost in der Erkenntnis, dass wir einen Hohepriester haben,
„der in allem versucht worden ist wie wir, doch ohne Sünde. Lasst uns deshalb hinzutreten mit Zuversicht zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe.“
Jesus kennt unseren Schmerz, unsere Kämpfe und Nöte, denn er hat sie selbst durchlitten.
Karfreitag lädt uns ein, innezuhalten und all das Leid, aber auch die Liebe, die in unserem Leben und in der Welt präsent sind, zu betrachten. Es ist ein Tag, um die Tiefe der menschlichen Erfahrung zu erkennen und gleichzeitig zu wissen, dass durch das Kreuz Jesu ein Weg in die Hoffnung und Erlösung eröffnet ist.
Am Ende dieses Tages steht nicht das Kreuz, sondern die leere Grabstätte als Zeichen der Auferstehung und des Sieges über den Tod. Diese Perspektive gibt uns die Kraft, durch unsere eigenen dunklen Täler zu gehen, getragen von dem Vertrauen, dass auch wir zum Licht geführt werden.
Als Christinnen und Christen sind wir aufgerufen, diese Botschaft der Hoffnung zu leben und weiterzugeben. Lasst uns einander unterstützen, Trost spenden und die Liebe, die uns durch Jesus zuteilwurde, in die Welt tragen.