Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,
wir alle kennen die Frage: Wer ist mein Nächster? Diese Frage stellte auch ein Gesetzeslehrer Jesus, um ihn auf die Probe zu stellen. Daraufhin erzählte Jesus eine der schönsten und bekanntesten Geschichten in der Bibel, die uns auch heute noch zum Nachdenken und Handeln anregt – die Geschichte vom barmherzigen Samariter.
Es war einmal ein Mann, der auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho unterwegs war. Auf seinem Weg wurde er von Räubern überfallen, die ihm alles nahmen und ihn halbtot liegen ließen. Zunächst kam ein Priester vorbei, sah den verletzten Mann und ging einfach weiter. Danach kam ein Levit, der ebenfalls nicht anhielt, obwohl er den Mann in Not sah. Schließlich kam ein Samariter, ein Fremder, der eigentlich nicht zur jüdischen Gemeinschaft gehörte und deshalb oft ausgegrenzt wurde. Doch dieser Samariter hatte Mitleid mit dem Verletzten, versorgte seine Wunden und brachte ihn in eine Herberge, wo er ihn pflegen ließ. Er bezahlte sogar für die weitere Versorgung des Mannes.
Jesus schloss seine Erzählung mit der Frage an den Gesetzeslehrer: „Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste dessen gewesen, der unter die Räuber gefallen war?“ Der Gesetzeslehrer antwortete: „Der, der Barmherzigkeit an ihm tat.“ Und Jesus sprach zu ihm: „So geh hin und tu desgleichen.“
„Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte ihn sein und ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn.“
Lukas 10, 33-34
Wir sehen in dieser Geschichte, dass es nicht immer die erwarteten „guten“ Menschen sind, die uns helfen, und dass echte Nächstenliebe keine Grenzen kennt. Der Samariter handelte ohne nach Herkunft, Religion oder Status zu fragen. Er sah nur einen Menschen in Not und tat, was getan werden musste. Genau das ist die Herausforderung für uns alle. Wie oft haben wir im Alltag die Möglichkeit, jemandem zu helfen, schauen aber lieber weg oder sind zu beschäftigt, um uns um das Leid anderer zu kümmern?
Vielleicht denken wir manchmal, dass es reicht, anderen „alles Gute“ zu wünschen oder in Gedanken bei ihnen zu sein. Doch Jesus zeigt uns, dass wahre Nächstenliebe in Taten liegt, nicht nur in Worten. Jeder von uns kann in seinem Umfeld ein Samariter sein, indem er auf die Menschen achtet, die oft übersehen werden – die Einsamen, die Kranken, die Traurigen. Es geht darum, das Herz zu öffnen und den Mut zu haben, zu handeln. Manchmal reicht schon ein kleines Zeichen der Freundlichkeit, um einem anderen Menschen Hoffnung zu geben.
In einer Welt, die immer mehr von Individualismus und Wettbewerb geprägt ist, erinnert uns die Geschichte des barmherzigen Samariters daran, dass Mitgefühl und Nächstenliebe universelle Werte sind. Jesus fordert uns auf, über unsere Komfortzone hinauszugehen, den Menschen um uns herum mit offenen Augen zu begegnen und uns fragen: „Wie kann ich ein Nächster sein?“ Es ist eine tägliche Herausforderung, aber auch eine tägliche Gelegenheit, Liebe zu leben.
Vielleicht ist es jemand in deiner Familie, der deine Hilfe braucht, vielleicht ein Kollege, der sich isoliert fühlt, oder ein Nachbar, den du kaum kennst. Die Welt ist voller Menschen, die darauf warten, dass jemand an ihrer Seite steht. Und manchmal sind wir selbst in der Rolle des Bedürftigen, der auf einen „Samariter“ hofft. Lassen wir uns von dieser Geschichte inspirieren, für andere da zu sein – nicht aus Pflicht, sondern aus echter Barmherzigkeit.
Zum Schluss ein kurzer Gedanke: Der Samariter handelte nicht, um Anerkennung oder Dankbarkeit zu erhalten. Er tat, was er tun musste, weil er ein Herz voller Mitgefühl hatte. Können wir das Gleiche von uns sagen?
Herr, hilf uns, Augen zu haben, die sehen, wo Hilfe gebraucht wird, und Hände, die bereit sind zu handeln. Gib uns ein Herz, das barmherzig ist, und den Mut, Nächstenliebe zu leben.
Amen!
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