Liebe Leserinnen und Leser,
in der letzten Andacht haben wir uns den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem angesehen. Die Menge jubelte ihm zu, sie schwenkten Palmzweige und riefen „Hosianna“. Doch wie ging es danach weiter? Denn, wie so oft im Leben, bleiben wir nicht in den Momenten der Begeisterung und des Triumphs stehen. Die Geschichte zeigt uns, dass der Jubel schnell verstummte und der Weg Jesu sich dramatisch wandelte. Und das Gleiche erleben auch wir manchmal in unserem Glaubensleben.
Nach den großen Momenten der Freude und Euphorie – wie gehen wir mit dem Alltag um, wenn die Wogen der Emotionen sich gelegt haben? Oft stehen wir danach vor einer Herausforderung, die uns die Tiefe unseres Glaubens erkennen lässt.
In der biblischen Geschichte von Jesu Einzug nach Jerusalem sehen wir, dass die Menschen zunächst jubeln, aber einige Tage später dieselben Stimmen, die „Hosianna“ riefen, „Kreuzige ihn!“ rufen. Wie ist es möglich, dass eine Menschenmenge so schnell ihre Haltung ändert? Und was bedeutet das für uns?
Vielleicht geht es uns manchmal genauso. Da gibt es diese Momente, in denen wir voller Freude Jesus folgen, ihm alles überlassen wollen und unsere Herzen offen sind. Und dann kommen die Momente der Zweifel, der Müdigkeit, der Enttäuschung. Manchmal ist es gar nicht der große, bewusste Abfall vom Glauben, sondern eher ein leises Nachlassen. Die Begeisterung von gestern ist heute nur noch ein schwaches Echo.
In Markus 14,38 lesen wir die Worte Jesu an seine Jünger, als er sie im Garten Gethsemane schlafend vorfindet:
„Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt; der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“
Hier spricht Jesus genau das an, was auch uns oft betrifft: Wir wollen aufrichtig folgen, aber die menschliche Schwäche, der Alltag und die Herausforderungen des Lebens holen uns immer wieder ein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass nach den großen Momenten der Gnade die Routine kommt – und manchmal auch die Müdigkeit oder die Versuchung, sich wieder auf sich selbst zu verlassen statt auf Gott.
Was können wir also aus dieser Fortsetzung der Geschichte lernen? Zunächst einmal ist es wichtig zu erkennen, dass Jesus genau das wusste. Er hat sich nicht von der wechselhaften Stimmung der Menge täuschen lassen. Er wusste, was auf ihn zukommt. Aber anstatt sich abzukehren, ging er den Weg zum Kreuz bewusst weiter – für genau dieselben Menschen, die ihn bald verraten und verlassen würden.
Das ist die tiefe Botschaft, die uns ermutigen kann: Jesus bleibt treu, auch wenn wir es nicht immer schaffen. Seine Liebe hängt nicht von unserer Beständigkeit ab, sondern von seiner unerschütterlichen Treue. Er geht den Weg bis zum Ende – für uns.
In 2. Timotheus 2,13 steht:
„Sind wir untreu, so bleibt er treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“
Vielleicht erlebst du gerade eine Zeit, in der die Begeisterung für Jesus schwächer geworden ist. Vielleicht hat dich der Alltag eingeholt oder Zweifel nagen an dir. Genau dann erinnert uns die Bibel daran: Jesus bleibt an deiner Seite, auch wenn deine Gefühle schwanken. Er bleibt treu, auch wenn du schwach wirst. Das ist das Wunderbare an unserem Glauben – es hängt nicht nur von unserer Stärke ab, sondern vor allem von Gottes unendlicher Treue und Liebe.
Der Einzug Jesu in Jerusalem war der Beginn des Weges zum Kreuz, und damit zur größten Liebestat, die die Welt je gesehen hat. Jesus wusste, dass die Menschen sich abwenden würden, aber er hat trotzdem nicht aufgehört, sie zu lieben. Das Gleiche gilt heute für uns. Er hört nicht auf, uns zu lieben, auch wenn wir ihm nicht immer so treu folgen, wie wir es uns vielleicht wünschen.
Was bedeutet das für uns? Es bedeutet, dass wir jeden Tag neu aufstehen können. Auch wenn unsere Begeisterung nachlässt, auch wenn der Alltag uns müde macht, dürfen wir wissen: Jesus bleibt. Und er lädt uns immer wieder ein, uns ihm neu zuzuwenden.

Herr Jesus, ich danke dir, dass du treu bleibst, auch wenn ich manchmal schwach bin. Hilf mir, in den Momenten der Schwäche zu dir zu kommen und mich an deine Liebe zu klammern. Danke, dass du deinen Weg für mich bis zum Ende gegangen bist.
Amen!