488 – Werde zum Segen, ohne den Ausgang zu kennen

488 – Werde zum Segen, ohne den Ausgang zu kennen

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

der heutige Vers ist so kurz wie tiefgründig, so klar wie geheimnisvoll:

„Laß dein Brot über das Wasser fahren; denn du wirst es finden nach langer Zeit.“
Prediger 11,1

Was bedeutet das? Eine merkwürdige Aufforderung, oder? Brot, das wir eher behüten und schützen, soll über das Wasser fahren? Man kann sich fast vorstellen, wie es verloren geht, von den Wellen fortgetragen. Und dennoch gibt es hier ein Versprechen: „Du wirst es finden.“ Vielleicht nicht sofort, vielleicht nicht so, wie du es dir denkst. Aber es wird nicht umsonst sein.

Der Prediger, der diesen Text schrieb, fordert uns heraus, über das Gewöhnliche hinauszudenken. Brot, das Sinnbild für das Lebensnotwendige, wird hier zum Bild für Großzügigkeit. Es geht um ein Geben, das mutig und verschwenderisch ist, weil es vertraut, dass der Segen zurückkommt. Ein Handeln, das nicht kalkuliert, sondern dem Lauf der Dinge überlassen wird – ein bisschen wie ein Same, den man in die Erde legt und nicht weiß, ob er wächst. Und trotzdem sät man, voller Hoffnung.

Wir leben in einer Welt, die oft sagt: „Halte fest, was du hast!“ Aber dieser Vers fordert uns auf, genau das Gegenteil zu tun: zu geben, auch wenn wir nicht wissen, wohin unser Geben führen wird. Es ist ein Vertrauen in Gottes Gerechtigkeit, die oft unsichtbar, aber dennoch real ist. Es erinnert uns daran, dass unser Handeln, unser Geben und unser Einsatz nicht ohne Wirkung bleiben, auch wenn wir das Ergebnis nicht sofort sehen.

Vielleicht kennst du das: Du hilfst jemandem, ohne sicher zu sein, ob es wirklich etwas bringt. Vielleicht investierst du Zeit in jemanden, der sich nie bedankt. Vielleicht spendest du etwas, ohne zu wissen, ob es wirklich ankommt. Und doch – Gott verspricht, dass nichts davon umsonst ist. „Du wirst es finden nach langer Zeit.“ Was wir aussäen, wird Frucht bringen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht sichtbar für uns. Aber Gottes Hände sind größer als unser Horizont.

Der Vers lädt uns auch ein, über unsere Ängste hinauszugehen. Es gibt Momente, in denen wir unsicher sind: „Was, wenn ich verliere? Was, wenn niemand mein Brot annimmt?“ Doch diese Angst darf uns nicht lähmen. Das Brot über das Wasser fahren zu lassen bedeutet auch, zu vertrauen, dass Gott es lenkt. Wir dürfen loslassen und wissen, dass er es gut macht.

Am Ende bleibt eine klare Botschaft: Gib aus vollem Herzen, sei mutig in deinem Vertrauen und wisse, dass dein Einsatz nicht verloren geht. Lass dein Brot auf dem Wasser fahren – in Liebe, in Großzügigkeit, in Vertrauen. Es wird sich lohnen. Vielleicht wirst du es auf eine Weise wiederfinden, die dein Herz mit Freude erfüllt. Und vielleicht wirst du auch selbst zur Quelle, die anderen das Leben schenkt.

Der Prediger lässt uns im selben Kapitel, nur wenige Verse später, auch mit einer positiven Gewissheit zurück:

„So freue dich in deiner Jugend, und lass dein Herz guter Dinge sein in deinen jungen Tagen.“
Prediger 11,8

Dieses Wort fügt eine wunderbare Dimension hinzu. Während der erste Vers uns auffordert zu vertrauen und loszulassen, erinnert dieser Vers daran, mit Freude und Dankbarkeit im Hier und Jetzt zu leben. Es ist eine Einladung, das Leben als Geschenk zu sehen, selbst wenn nicht alles klar ist. Freude und Großzügigkeit gehen Hand in Hand. Wer freudig gibt, wird die Fülle des Lebens auf neue Weise erfahren.

Herr, lehre uns, mutig zu geben, ohne zu rechnen. Lass uns Großzügigkeit üben, selbst wenn wir den Ausgang nicht kennen. Schenke uns Vertrauen in deine Wege, dass alles, was wir in Liebe tun, Frucht bringen wird – zur rechten Zeit. Und lass uns diese Freude spüren, die du uns in jeder Lebenslage schenkst.

Amen!

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