613 – Mut zum Widerstand

613 – Mut zum Widerstand

Guten Tag euch allen, liebe Leserinnen und Hörer, liebe Hörerinnen und Leser!

Heute vor genau 45 Jahren, am 18. Mai 1980, begann im südkoreanischen Gwangju ein Aufstand, der als Wendepunkt in der Geschichte des Landes gilt. Tausende Menschen, viele von ihnen Studierende, gingen auf die Straße. Sie protestierten gegen ein militärisches Regime, das mit Gewalt auf die Bevölkerung reagierte. Der Mut dieser Menschen, trotz Lebensgefahr für Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit einzutreten, hat die Geschichte ihres Landes verändert. Was damals in Gwangju geschah, ist heute nicht nur Erinnerung – es ist Mahnung und Ermutigung zugleich.

Solche Momente werfen eine Frage auf, die unbequem, aber notwendig ist: Wo ist heute unser Platz, wenn Unrecht geschieht? Bleiben wir Zuschauer oder stehen wir auf? Und: Was sagt unser Glaube dazu?

Ein erster Gedanke führt uns zu einem der bekanntesten Propheten des Alten Testaments – Mose. Ein Mann, der aus einer privilegierten Position heraus den Mut findet, für unterdrückte Menschen einzutreten.

„Und Mose sah sich um nach allen Seiten. Und als er sah, dass niemand da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand.“
2. Mose 2,12

Diese Geschichte ist komplex. Mose wird hier nicht als Held dargestellt, sondern als Mensch mit einem Gerechtigkeitssinn, der ihn handeln lässt – auch unüberlegt. Aber sie zeigt: Schon damals war der Impuls da, sich dem Unrecht nicht tatenlos zu beugen. Und Gott beruft genau diesen Mann später, um ein ganzes Volk in die Freiheit zu führen.

Oder denken wir an den Propheten Amos, der sich gegen Korruption und soziale Ungerechtigkeit in Israel stellte – laut, unbequem, mutig.

„Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“
Amos 5,24

Amos spricht gegen ein System, das sich religiös gibt, aber Ungerechtigkeit duldet. Seine Worte gelten bis heute. Denn es geht nicht um laute Rituale – sondern darum, dass Menschen fair behandelt werden. Dass die Schwachen geschützt und die Unterdrückten befreit werden.

Friedlicher Protesttag, Sora, prompted by ChatGPT
Friedlicher Protesttag, Sora, prompted by ChatGPT
Hoffnung und Gerechtigkeit in der Bibel, Sora, prompted by ChatGPT
Hoffnung und Gerechtigkeit in der Bibel, Sora, prompted by ChatGPT

Mut zum Widerstand bedeutet nicht immer, auf der Straße zu stehen. Es beginnt oft viel früher. Beim klaren Wort am Küchentisch. Beim Einspruch im Büro, wenn über andere gehetzt wird. Beim „Nein“, wenn eine Entscheidung über unsere Werte hinweggeht. Oder wenn wir Menschen zuhören, die sonst niemand hören will.

Die biblischen Geschichten machen eines deutlich: Gott steht auf der Seite der Unterdrückten. Und er ruft Menschen dazu, sich nicht wegzuducken. Mut zum Widerstand ist keine Heldensache – es ist ein Auftrag, der uns alle angeht.

Im Neuen Testament zeigt Jesus selbst, was das bedeutet. Er stellt sich gegen Ausgrenzung, gegen religiöse Heuchelei, gegen Gewalt. Und er tut es nicht mit Waffen, sondern mit Worten, mit Liebe, mit Klarheit. Er berührt die, die andere meiden. Er stellt die auf, die am Boden liegen. Und er fordert auf, es ihm gleichzutun.

„Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.“
Matthäus 5,10

Das ist kein romantisches Bibelzitat. Es ist eine Kampfansage an Gleichgültigkeit und Feigheit. Und eine Zusage an alle, die sich für andere einsetzen, selbst wenn es unbequem ist.

Gedenkenken an den Aufstand, Sora, prompted by ChatGPT
Gedenkenken an den Aufstand, Sora, prompted by ChatGPT

Der Gwangju-Aufstand erinnert uns daran, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist. Dass Demokratie Schutz braucht. Dass Menschenrechte nicht nur ein Wort sind, sondern Leben und Hoffnung bedeuten.

Und dass Mut ansteckend sein kann.

Vielleicht ist genau heute ein Tag, um darüber nachzudenken: Wo braucht es in meinem Umfeld ein deutliches Wort, eine klare Haltung, ein mutiges „Ich bin nicht einverstanden“?

Gott ruft nicht nur Propheten. Er ruft dich. Er ruft mich. Und er verspricht: Du musst es nicht allein tun. Sein Geist ist mit dir – der Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Gott, gib uns Mut, wenn wir feige sind. Gib uns Liebe, wo Hass regiert. Gib uns offene Augen, wo wir bequem wegschauen. Und gib uns deine Stimme, wenn wir unsere erheben müssen.

Amen!

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