(Das Bild ist nicht real und wurde durch eine KI erstellt.)
Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,
inmitten eines langen und blutigen Krieges zwischen Russland und der Ukraine erhebt sich ein neuer Gedanke – nein, nicht aus einem Ministerium oder Hauptquartier, sondern aus dem Zentrum der katholischen Kirche: dem Vatikan. Papst Leo XIV., erst wenige Monate im Amt, wird immer häufiger als Gastgeber für Friedensgespräche ins Spiel gebracht. Ein Pontifex, der Frieden stiften will – nicht nur im Geist, sondern auf dem diplomatischen Parkett. Ein mutiger Schritt. Aber was kann er damit erreichen? Und was können wir daraus für unser eigenes Leben mitnehmen?
Es lohnt sich, die Bibel zur Hand zu nehmen und zu schauen, was dort über Friedensstifter gesagt wird:
„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Matthäus 5,9

Jesus stellt diesen Satz in die Mitte seiner Bergpredigt. Keine Theorie, kein theologisches Gedankenspiel – sondern eine Handlungsaufforderung: Frieden stiften. Nicht Frieden fordern, nicht passiv auf Frieden hoffen. Nein: aktiv handeln. Vermitteln. Zuhören. Raum schaffen. Der Papst scheint das ernst zu nehmen. Indem er beide Seiten – Kiew und Moskau – einlädt, zeigt er: Kirche kann mehr als reden. Sie kann Räume öffnen, in denen Vertrauen wachsen kann.
Aber geht das überhaupt? Kann ein geistlicher Führer, der für eine Seite auch immer ein Symbol westlicher Kultur und Macht ist, als neutral gelten? Das erinnert an einen alten Propheten, der sich mit ähnlich komplizierten Fronten konfrontiert sah:
„Er hat dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“
Micha 6,8
Demut, Liebe, Gerechtigkeit – das sind die Werkzeuge eines Friedensstifters. Nicht diplomatische Tricks oder politischer Druck. Sondern Haltung. Das bedeutet auch: Klartext reden, wo Unrecht geschieht. Und trotzdem die Tür offenhalten für den Täter – in der Hoffnung auf Einsicht, Umkehr, Heilung.
Wenn man sich anschaut, was Papst Leo XIV. bisher gesagt hat, merkt man, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Er spricht von Schuld auf allen Seiten. Er nennt Gewalt beim Namen. Und er betet öffentlich für die Mütter der Gefallenen – egal, auf welcher Seite sie stehen. Das ist unbequem. Und doch so dringend nötig.

Mir fällt dazu eine Geschichte ein, die 1994 im südlichen Afrika geschah. Nach dem Ende der Apartheid sollte es eine große Anklagewelle geben – aber Desmond Tutu, ein anglikanischer Bischof, schlug stattdessen etwas anderes vor: eine Wahrheits- und Versöhnungskommission. Täter mussten öffentlich ihre Schuld bekennen. Opfer hörten zu. Kein Strafprozess – sondern ein gemeinsames Aushalten. Viele nannten das naiv. Aber die Wirkung war gewaltig. Die Gewaltspirale wurde unterbrochen. Man sprach miteinander. Nicht über einander. Und oft – nicht immer – auch miteinander.
Das erinnert an Worte aus dem Römerbrief:
„Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“
Römer 12,18
Das „soviel an euch liegt“ ist dabei entscheidend. Wir können nicht alles lösen. Aber wir können etwas beitragen. Vielleicht ist das das große Vorbild, das ein Papst geben kann: Er zwingt niemanden. Er bietet an. Und zeigt damit, wie man trotz aller Gegensätze Brücken baut. Keine billige Versöhnung – sondern ein echtes Angebot zur Begegnung.
Ob der Vatikan wirklich ein Ort des Friedens wird, das wissen wir nicht. Vielleicht wird es bei der Idee bleiben. Vielleicht wird Geschichte geschrieben. Aber so oder so gilt: Jeder Schritt aufeinander zu zählt. Und jeder Mensch, der Frieden wagt, verändert die Welt. In großem Stil, wie ein Papst. Oder ganz klein – bei uns im Alltag, im Streit mit Nachbarn, in der Familie, in politischen Diskussionen.

Lasst uns also heute neu fragen: Wo bin ich ein Friedensstifter? Und wo könnte ich es werden, wenn ich nur einen Schritt auf den anderen zugehe?
Gott, du Gott des Friedens – wir bitten dich um Mut für alle, die vermitteln wollen. Schenke dem Papst Weisheit, den Politikern Einsicht und uns selbst offene Herzen. Zeige uns, wo wir selbst Schritte aufeinander zugehen können. Und schenke uns Kraft, auch dann an den Frieden zu glauben, wenn es unmöglich erscheint.
Amen!