Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,
heute ist der internationale Weltumwelttag. Ein Datum, das mahnend in unseren Kalender geschrieben steht. Und das in einer Zeit, in der kaum ein Tag vergeht, ohne dass wir von Waldbränden, schmelzenden Gletschern, verschmutzten Flüssen oder zerstörten Lebensräumen hören. Das Motto dieses Weltumwelttages lautet: „Unsere Erde, unsere Verantwortung“. Und genau das ist der Punkt. Verantwortung. Nicht Schuldzuweisung. Nicht Verdrängung. Sondern bewusste, gelebte Verantwortung.
Schon ganz am Anfang der Bibel begegnet uns diese Verantwortung. Im ersten Buch Mose, direkt nach der Erschaffung des Menschen, lesen wir:
„Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“
1. Mose 2,15
Bebauen und bewahren. Zwei so schlichte und doch so große Worte. Der Mensch soll die Schöpfung gestalten – nicht zerstören. Nutzen – nicht ausnutzen. Pflegen – nicht plündern. Dieser Auftrag steht am Anfang der Menschheitsgeschichte. Und er ist kein Relikt einer alten Zeit, sondern brandaktuell.
Jesus selbst spricht in seinen Gleichnissen immer wieder von Verantwortung. Vom Haushalter, der mit dem anvertrauten Gut gut umgehen soll. Vom Baum, der gute Frucht bringen soll. Von der Saat, die in gutem Boden wachsen kann. Nie spricht er davon, dass der Mensch sich alles nehmen darf, ohne Rücksicht. Ganz im Gegenteil. Verantwortung zieht sich wie ein roter Faden durch seine Worte.
Ein starkes Beispiel dafür finden wir im Lukasevangelium:
„Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“
Lukas 12,48
Wir leben in einer Zeit, in der wir so viel wissen wie nie zuvor. Wir haben die technischen Möglichkeiten, Umweltschutz konkret umzusetzen. Wir haben Zugang zu Wissen, Daten, Erkenntnissen. Uns ist viel gegeben. Und deshalb wird auch viel von uns erwartet.

Doch wie gehen wir damit um? Wir feiern neue Autos mit mehr PS, aber vergessen den CO₂-Ausstoß. Wir diskutieren über Plastikstrohhalme, während ganze Ozeane vermüllt sind. Wir wissen um die Klimaerwärmung, aber fliegen so selbstverständlich durch die Welt, als gäbe es kein Morgen.


Und doch: Die Hoffnung ist nicht verloren. Es gibt Menschen, Gruppen, Gemeinden, die Verantwortung übernehmen. Die auf nachhaltige Energie setzen. Die ihren Konsum überdenken. Die regionale Produkte kaufen, Bäume pflanzen, sich für die Umwelt einsetzen. Christinnen und Christen, die verstanden haben, dass Schöpfungsverantwortung kein Nebenthema, sondern ein zentraler Teil unseres Glaubens ist.
Ein junger Mann aus einer Kirchengemeinde in Süddeutschland hat einmal erzählt, wie er mit seinen Konfi-Kollegen ein Projekt zum Umweltschutz gestartet hat. Sie haben eine Wiese gepflegt, Müll gesammelt, ein Insektenhotel gebaut. Und es war nicht einfach. Sie wurden ausgelacht, unterschätzt, auch mal beschimpft. Aber sie haben durchgezogen. Nicht weil sie mussten. Sondern weil sie verstanden haben: Das ist unsere Erde. Unsere Verantwortung.


Auch die Psalmen erinnern uns an die Schönheit der Schöpfung – und daran, wer der eigentliche Urheber ist:
„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.“
Psalm 19,2
Wenn wir uns um unsere Erde kümmern, ehren wir den Schöpfer. Wenn wir sorgsam mit Ressourcen umgehen, zeigen wir Dankbarkeit. Wenn wir bewahren, was Gott geschaffen hat, zeigen wir: Wir haben verstanden. Christlicher Glaube ohne Schöpfungsverantwortung ist wie ein Haus ohne Fundament. Es mag stehen. Aber es wird nicht halten.
Lassen wir uns an diesem Weltumwelttag nicht von der Größe der Aufgabe lähmen. Fangen wir im Kleinen an. Im Alltag. Beim Einkauf. Beim Heizen. Beim Reisen. In der Gemeinde. In der Schule. Im Betrieb. In unseren Herzen. Und wir dürfen dabei auf Gottes Hilfe vertrauen:
„Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.“
Psalm 121,7
Diese Bewahrung gilt uns – aber sie ist keine Ausrede. Sie ist ein Trost. Eine Ermutigung. Und sie weist uns den Weg: Geh mit offenen Augen, mit einem weiten Herzen und mit festen Schritten. Denn die Erde ist nicht einfach nur ein Ort, an dem wir leben. Sie ist Gottes gute Schöpfung.
Guter Gott,
du hast uns diese Welt anvertraut – bunt, schön, verletzlich.
Hilf uns, mit ihr so umzugehen, wie du es dir gedacht hast: mit Achtung, Liebe und Weitsicht.
Lass uns nicht müde werden, Gutes zu tun, auch wenn der Weg schwer ist.
Bewahre du, was wir nicht bewahren können. Stärke du, wo wir schwach sind.
Und segne unsere kleinen Schritte hin zu einer gerechteren, gesünderen Welt.
Amen!