661 – Und dann kam der siebte Tag

661 – Und dann kam der siebte Tag

Seid herzlich willkommen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer – ganz gleich, ob ihr euch als gläubig versteht oder einfach neugierig seid. Diese Andacht ist für alle, die manchmal spüren: Es ist alles zu viel.

Heute ist der „Tag der Workaholics“. Ein kurioser Feiertag, der uns trotzdem etwas Wichtiges sagen will. Er stellt jene in den Mittelpunkt, die immer arbeiten. Nicht weil sie müssen – sondern weil sie nicht anders können. Arbeit ist wichtig. Aber sie ist nicht alles. Und wer das vergisst, verliert irgendwann sich selbst.

„Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er alle seine Werke geschaffen hatte.“
1. Mose 2,3

Die Bibel beginnt mit Arbeit. Gott schafft die Welt in sechs Tagen – das kennen viele. Doch der siebte Tag ist der erste, den Gott „heiligt“. Nicht die Erschaffung von Sonne, Mond oder Mensch. Es ist der Tag der Ruhe. Der Tag, an dem nichts produziert, geliefert oder verwaltet wird. Der Tag ohne Ziel – außer dem, dass er gut ist. Das ist kein Nebensatz der Bibel. Das ist ein göttlicher Weckruf.

Nach der Schöpfungsgeschichte zeigt uns die Bibel an vielen Stellen, dass echte Begegnung oft mehr verändert als jede Tätigkeit. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist die Geschichte der Frau am Brunnen, wie sie im Johannesevangelium erzählt wird:

„Es war aber um die sechste Stunde. Da kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! … Da spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie, du bittest mich, eine Samariterin, um Wasser? … Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser.“
Johannes 4,6-10

Begegnung am Brunnen, Sora, prompted by Michael Voß
Begegnung am Brunnen, Sora, prompted by Michael Voß

Jesus begegnet dieser Frau, während sie in der Mittagshitze Wasser holen will – eine einfache Alltagstätigkeit, eine Arbeit wie jede andere. Doch diese Begegnung wird zu einem Wendepunkt. Er sieht nicht nur, was sie tut, sondern was sie braucht. Er sieht ihr Herz. Nicht ihren Fleiß. Nicht ihre Checkliste. Er spricht sie auf das an, was sie innerlich bewegt. Und sie läuft los, nicht um etwas zu erledigen, sondern weil sie berührt wurde. Man kann sagen: Das war kein Arbeitstag. Und doch hat sie an diesem Tag mehr bewegt als in manch arbeitsreichem Jahr.

Ein Smartphone als Symbol für den Vater, Imagen 3, prompted by ChatGPT
Ein Smartphone als Symbol für den Vater, Imagen 3, prompted by ChatGPT

Ich habe einmal von einem Mann gelesen, der für eine internationale Firma arbeitete. Meetings in drei Zeitzonen, E-Mails rund um die Uhr, ständig unterwegs. Einmal sagte seine kleine Tochter beim Abendbrot: „Papa, ich hab ein Bild von dir gemalt – aus dem Handy.“ Und sie hatte tatsächlich nicht ihn gemalt, sondern nur sein Handy. Da wurde ihm schlagartig klar, wie er für seine Familie wahrgenommen wurde. Er kündigte drei Monate später, gründete ein kleines Unternehmen – mit festen Pausenzeiten. Die Tochter malte ihn wieder – mit einem Lächeln.

„Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzt und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.“
Psalm 127,2

Dieser Vers hat es in sich. Er ist wie ein Spiegel für alle, die meinen, sie müssten nur genug tun, dann wird es gut. Doch Gott sagt: Ich schenke auch im Schlaf. Nicht weil wir faul sind, sondern weil Vertrauen größer ist als Kontrolle. Du darfst ruhen. Auch wenn noch Aufgaben offen sind. Auch wenn andere mehr machen. Deine Würde hängt nicht an deiner To-do-Liste.

Jesus selbst hat Ruhe gesucht. Immer wieder. Nach anstrengenden Tagen hat er sich zurückgezogen. In die Stille. In die Berge. Auch, um zu beten. Aber auch, um einfach bei sich zu sein. Und wer meint, keine Zeit für Ruhe zu haben, der sollte sich fragen, ob er wirklich dem Herrn der Zeit vertraut.

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“
Matthäus 11,28

Das ist Jesu Einladung. Nicht nur für Gestresste, sondern für alle, die im Hamsterrad sind – und es selbst gebaut haben. Vielleicht ist dieser „Tag der Workaholics“ nicht nur ein kurioser Aktionstag, sondern dein persönlicher Wendepunkt. Vielleicht lässt du das Handy mal liegen, machst den Laptop früher zu, gehst spazieren oder hörst einfach mal zu. Dir selbst. Und Gott. Der ruft. Nicht zur nächsten Aufgabe. Sondern in die Ruhe.


Gott, ich bin oft getrieben. Von Erwartungen, Ansprüchen, Ängsten.

Ich will leisten. Funktionieren.

Und verliere dabei den Blick für das, was wirklich zählt.

Schenk mir Mut, auch mal loszulassen. Mich dir anzuvertrauen. Und zu glauben, dass du auch im Leerlauf wirkst. Danke für den siebten Tag.

Amen!


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