Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,
wir leben in einer Welt, die manchmal kaum auszuhalten ist. Eine Welt, in der Menschen morgens aufstehen und abends nicht mehr leben. Eine Welt, in der Familien zerrissen, Kinder entführt, Städte zerstört werden. Der 7. Oktober 2023 ist so ein Tag, der sich tief eingebrannt hat – in das Gedächtnis Israels, in die Herzen jüdischer Menschen weltweit und in das kollektive Bewusstsein all derer, die mitfühlen können.
An diesem Tag überfiel die Terrororganisation Hamas Israel. Rund 1 200 Menschen wurden brutal getötet, darunter Frauen, Kinder, Babys. Über 250 Menschen wurden verschleppt, viele von ihnen erst Monate später tot oder traumatisiert aufgefunden. Es war das größte Massaker an jüdischen Menschen seit dem Holocaust. Nachfolgend wurden auch Tausende Palästinenserinnen und Palästinenser Opfer der Gewalt – viele von ihnen ebenfalls Zivilisten.

Was machen wir mit so einem Tag, so einem Leid?
Die Bibel verschweigt das Leid der Welt nicht. Ganz im Gegenteil. Sie kennt es – in voller Tiefe – und spricht dennoch davon, dass Gott mitten darin gegenwärtig ist.
„Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind.“
Psalm 34,19
Das ist keine billige Vertröstung. Es ist eine Zusage, die stehen bleibt, wenn alles andere wegbricht.
Ich denke an das Bild einer Mutter aus einem Kibbuz in Israel, die mit ihrem toten Kind im Arm gefunden wurde – sie hatte es bis zuletzt gehalten. Oder an die entführten Kinder aus der Familie Bibas – roter Lockenkopf, unschuldige Blicke. Entmenschlicht durch Hass.
Und doch: Selig sind, die trauern. Es ist Jesus selbst, der das sagt. Nicht als Trostpflaster, sondern als göttliche Wahrheit.
„Selig sind, die da trauern; denn sie sollen getröstet werden.“
Matthäus 5,4
Wer trauert, nimmt die Welt ernst. Wer trauert, liebt. Wer trauert, rechnet mit einem Gott, der eingreift.
Und in diesem Glauben halten wir Fürbitte. Nicht nur für die israelischen Opfer, sondern auch für die palästinensischen Familien, die unter Raketen, Hunger und Angst leiden. Für Geiseln und ihre Angehörigen. Für Soldaten und zivile Helferinnen. Für Journalistinnen, Ärzte, Mütter, Kinder.
Die Bibel ruft uns nicht zur Abstumpfung auf, sondern zur Mitmenschlichkeit – gerade dann, wenn es schwerfällt.
„Freut euch mit den Fröhlichen, weint mit den Weinenden.“
Römer 12,15
Tränen haben ihren Platz. Genauso wie Gebete. Und manchmal – manchmal ist beides dasselbe.

Vielleicht wird es heute keine großen Antworten geben. Aber vielleicht ein kleines: Du bist nicht allein. Du trauerst nicht ins Leere. Und deine Fürbitte ist nicht vergeblich.
Gott, wir bringen dir heute unsere Sprachlosigkeit.
Unsere Trauer über die Opfer des 7. Oktobers.
Unsere Angst vor Hass, der sich wiederholt.
Wir denken an die Geiseln, an die Kinder, an die Mütter.
An die, die verletzt wurden – äußerlich und innerlich.
Gib Frieden, wo Krieg ist.
Gib Trost, wo Leere bleibt.
Gib Weisheit denen, die Macht haben.
Und Hoffnung allen, die sie verloren haben.
Amen!

