Liebe Gemeinde,
heute möchte ich mit euch über die Kunst der Begegnung sprechen, über jene Momente, die, obwohl flüchtig, das Potenzial haben, unser Herz zu berühren und uns einander näherzubringen. Diese Gedanken möchte ich anhand einer alltäglichen Geschichte entfalten, die uns an die einfachen, doch tiefgreifenden Lehren erinnert, die unser Glauben und unsere Menschlichkeit uns bieten.
Es war an einem ganz gewöhnlichen Tag, als jemand unter uns auf einem Spaziergang von einem kleinen Mädchen angesprochen wurde. Mit strahlenden Augen und voller Stolz präsentierte sie ihre kleinen Kunstwerke und rief freudig: „Hallo!“ Eine solche unvoreingenommene Freude und Offenheit berührt das Herz. Der Spaziergänger reagierte mit einem freundlichen Gruß. Ein Versuch, auch mit den Eltern des Mädchens in Kontakt zu treten, blieb jedoch ohne Erwiderung, sie waren vertieft in ihr Gespräch und nahmen die Umwelt kaum wahr.
Diese Begebenheit, so alltäglich sie auch sein mag, wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich in unseren alltäglichen Begegnungen verbergen. Es erinnert uns an die Worte Jesu in Matthäus 25,40:
„Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
In diesem kleinen Mädchen könnten wir Jesus selbst sehen, der uns in der Gestalt eines Kindes begegnet, das nichts weiter als ein wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung sucht.
Unsere Gesellschaft ist geprägt von Hektik und einer oft oberflächlichen Kommunikation. Wie leicht übersehen wir dabei die Einladungen zum Innehalten, zum Zuhören, zum wahrhaftigen Begegnen! Dabei lehrt uns die Bibel den Wert der Gastfreundschaft und der offenen Begegnung mit dem Anderen, wie es in Hebräer 13,2 heißt:
„Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.“
Wir leben in einer Zeit, in der die Wände zwischen den Menschen oft hoch sind, errichtet aus Vorurteilen, Missverständnissen und der Unfähigkeit, über den eigenen Schatten zu springen. Doch die Geschichte des kleinen Mädchens und die Reaktion der Eltern laden uns ein, diese Mauern zu überwinden. Sie fordern uns heraus, unsere Herzen und Ohren für die Stimmen um uns herum zu öffnen, selbst wenn diese Stimmen von den Allerkleinsten kommen.
In der Begegnung mit dem Fremden, im Austausch von Blicken und Worten, entdeckt man die Möglichkeit, Gottes Liebe in der Welt zu verbreiten. Es bedarf keiner großen Taten oder Worte, manchmal reicht ein einfaches „Hallo“ aus, um eine Brücke zu bauen, um zu zeigen: Ich sehe dich, ich höre dir zu, du bist mir wichtig.
Lassen Sie uns daher bewusst durch unsere Tage gehen, mit offenen Augen und Herzen für jene kleinen Begegnungen, die das Potenzial haben, nicht nur den anderen, sondern auch uns selbst zu bereichern. Denn in jedem Gesicht, das uns begegnet, in jeder Stimme, die uns anspricht, kann sich das Antlitz Christi verbergen. Und in diesem Erkennen und Handeln nach dieser Erkenntnis liegt der Schlüssel zu einem erfüllten, gemeinschaftlichen Leben im Geiste der Liebe, die uns alle verbindet.
Amen.