Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,
es gibt Bibelstellen, die fordern uns heraus. Sie stellen unser Verständnis von Gerechtigkeit auf die Probe und rütteln an unserem Bild von Gott. Römer 9 ist so ein Kapitel. Paulus spricht von Gottes souveräner Wahl – von einem Gott, der Menschen erwählt, noch bevor sie etwas Gutes oder Böses getan haben. Ist das fair? Ist das gerecht?
Paulus schreibt:
„Denn ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten – damit der Vorsatz Gottes bestehen bleibe, wie er erwählt, nicht aus Werken, sondern aus dem, der beruft –, wurde zu ihr gesagt: Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren, wie geschrieben steht: Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.“
Römer 9,11-13
Das klingt hart. Gott liebt Jakob, aber Esau hasst er? Ohne dass Esau eine Chance hatte, irgendetwas zu tun? Das widerspricht doch unserem menschlichen Gefühl von Fairness! Doch genau das ist der Punkt: Gottes Maßstäbe sind nicht unsere Maßstäbe. Seine Gerechtigkeit funktioniert anders als unsere.
Paulus fährt fort:
„Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! Denn er spricht zu Mose: Ich werde gnädig sein, wem ich gnädig bin, und ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme. So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.“
Römer 9,14-16
Das bedeutet: Wir haben keinen Anspruch auf Gottes Gnade. Sie ist ein Geschenk. Und ein Geschenk kann man nicht einfordern. Vielleicht ist das genau das Problem: Wir leben in einer Welt, in der alles verdient werden muss. Leistung zählt. Wer hart arbeitet, soll belohnt werden. Und dann kommt Gott und sagt: „Nein, ich entscheide nach meinem Willen.“

Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mir jemand erzählte: Ein Lehrer wollte seinen Schülern etwas über Gnade beibringen. Er kündigte eine schwierige Prüfung an, und jeder musste sich vorbereiten. Am Tag der Prüfung sagte er: „Bevor ihr beginnt, ich habe mich entschieden, dass alle eine Eins bekommen – egal, was ihr geschrieben hättet.“ Die Schüler waren geschockt. Einige waren dankbar, andere wütend. „Das ist nicht fair!“, rief einer. „Ich habe mich wochenlang vorbereitet, und der da hat gar nichts getan!“ Der Lehrer lächelte nur: „Genau das ist Gnade. Ihr könnt sie nicht verdienen. Sie wird euch geschenkt.“
Paulus geht in Römer 9 noch weiter. Er erinnert uns an einen Pharao, den Gott verstockte, um seine Macht zu zeigen. Und er fragt: „Ja, aber wenn Gott alles lenkt, wie kann er uns dann noch zur Verantwortung ziehen?“
Die Antwort ist ernüchternd:
„Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so? Hat nicht der Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen?“
Römer 9,20-21

Das ist vielleicht das Schwerste an Römer 9: Gott schuldet uns keine Erklärung. Er ist der Töpfer, wir sind der Ton. Das fühlt sich für unser menschliches Herz hart an. Wir wollen verstehen, wir wollen Kontrolle. Aber Gott bleibt souverän.
Doch das Kapitel endet nicht mit Härte, sondern mit Hoffnung. Paulus zeigt auf, dass Gottes Wahl nicht bedeutet, dass Menschen ausgeschlossen werden. Im Gegenteil:
„So will ich nicht, Brüder, dass ihr dieses Geheimnis nicht wisst: Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Fülle der Heiden eingegangen ist; und so wird ganz Israel gerettet werden.“
Römer 11,25-26
Das bedeutet: Gottes Geschichte ist größer, als wir denken. Er hat einen Plan. Selbst wenn wir ihn nicht immer verstehen, dürfen wir darauf vertrauen, dass er gerecht ist. Seine Gnade ist ein Geschenk – und dieses Geschenk steht jedem offen.
Vielleicht kämpfst du gerade mit Fragen nach Gottes Gerechtigkeit. Vielleicht fühlst du dich ungerecht behandelt oder denkst, Gott müsste anders handeln. Ich lade dich ein, diesen Text nicht als Härte, sondern als Einladung zu verstehen: Gottes Gnade ist größer als unser Denken. Wir müssen sie nicht verstehen – wir dürfen sie einfach annehmen.
Vater, dein Wille ist höher als unser Verstehen. Hilf uns, deine Gnade zu empfangen und darauf zu vertrauen, dass du gut bist, auch wenn wir nicht alles begreifen. Wir danken dir, dass du uns erwählt hast – nicht wegen unserer Werke, sondern weil du uns liebst.
Amen!
Die Bedeutung der modernen abstrakten Kunst: Gottes Stärke und Gnade
Dieses moderne abstrakte Kunstwerk versucht das Wesen Gottes auf eine nicht greifbare, aber spürbare Weise darzustellen. Es verbindet kraftvolle, dynamische Pinselstriche mit sanften, fließenden Elementen, um zwei zentrale Eigenschaften Gottes zu symbolisieren: Seine unermessliche Stärke und Seine bedingungslose Gnade.
Die kräftigen, tiefen Blautöne stehen für die Allmacht und Souveränität Gottes. Sie erinnern an den Himmel und das Meer – unermesslich, tiefgründig und voller Macht. In der Bibel wird Gottes Stärke oft mit Naturgewalten verglichen, die nichts und niemand aufhalten kann:
"Denn wer ist Gott außer dem HERRN, und wer ist ein Fels außer unserm Gott?"
2. Samuel 22,32
Die goldenen und weißen Akzente symbolisieren hingegen Seine Gnade – sanft, durchdringend, voller Licht. Sie durchbrechen die dunkleren Farbschichten und erinnern an das Licht Gottes, das alles durchdringt. Seine Gnade ist es, die uns nicht vernichtet, sondern aufrichtet und erneuert.
"Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig."
2. Korinther 12,9
Die Bewegung im Bild zeigt, dass Gottes Stärke und Gnade kein starres Konzept sind – sie wirken, verändern, bewegen und erneuern. Man könnte fast sagen, dass die Farben miteinander ringen, doch am Ende bleibt das Licht bestehen. So ist es auch mit Gottes Liebe: Sie überwindet jede Dunkelheit.
Dieses Bild ist eine Einladung, sich dem Geheimnis Gottes zu nähern – nicht mit den Augen der Logik, sondern mit dem Herzen. Es ist nicht immer wichtig, jedes Detail zu verstehen. Vielmehr geht es darum, sich von Gottes Gegenwart berühren zu lassen.
Welche Seite Gottes spricht dich in diesem Kunstwerk mehr an – Seine Stärke oder Seine Gnade? 💙✨
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