574 – Wenn das Leben wieder Fahrt aufnimmt

574 – Wenn das Leben wieder Fahrt aufnimmt

Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,

Die Autos rollen wieder, Sora, prompted by Michael Voß
Die Autos rollen wieder, Sora, prompted by Michael Voß

es sind manchmal die kleinen Nachrichten in der großen Welt, die einen ganz besonders treffen – oder berühren. Da wird in Bad Schandau eine Brücke wieder freigegeben. Für viele: kein großes Ding. Für die Menschen vor Ort aber ist das vermutlich die Nachricht des Jahres. Die einzige Elbbrücke weit und breit war seit November dicht. Der Alltag: auf den Kopf gestellt. Wege wurden länger, Termine verpasst, Lieferungen verspätet, Hilfe kam zu spät, Umwege wurden zur täglichen Last. Und jetzt ist sie wieder offen. Eine Brücke. Einfach nur eine Brücke. Und doch so viel mehr.

Da musste ich an ein Wort aus dem Propheten Jesaja denken:

„Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig!“
Jesaja 40,3-5

Es geht um Wege. Um gesperrte Wege. Und um offene Wege. Darum, dass sich etwas endlich wieder bewegt. Dass Leben wieder fließen kann. Dass da, wo vorher Blockade war, plötzlich Hoffnung möglich wird. Diese Elbbrücke in Bad Schandau ist ein schönes Bild dafür. Sie steht nicht nur für Verkehr, sondern auch für Verbindung, für Nähe, für Alltag, der wieder funktioniert. Und ganz ehrlich: Manchmal merken wir erst, wie wichtig etwas ist, wenn es plötzlich weg ist.

So ist es auch mit unseren inneren Brücken. Auch da gibt es Verbindungen, die wegbrechen. Zu anderen Menschen. Zu Gott. Zu uns selbst. Manchmal passiert das schleichend, manchmal abrupt. Ein Streit, der alles kaputt macht. Ein Vertrauensbruch. Eine Enttäuschung. Oder einfach der Stress, der alles andere zum Verstummen bringt. Und plötzlich merken wir: Der Weg, der mal so selbstverständlich war, ist dicht.

Und dann stehen wir da wie die Leute in Bad Schandau: mit riesigen Umwegen. Man muss plötzlich über ganz andere Wege zum Ziel kommen. Man braucht mehr Zeit, mehr Kraft, mehr Nerven. Manche Ziele erreicht man gar nicht mehr. Und vielleicht fragt man sich irgendwann: Kommt das jemals wieder in Ordnung?

Die Bibel kennt solche Erfahrungen. Und sie kennt auch den Hunger nach dem offenen Weg. Nach dem Moment, wo das, was blockiert war, endlich wieder frei wird. Ein weiterer Vers, diesmal aus dem Johannesevangelium, hat mich dabei angesprochen:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Johannes 14,6

Das sagt Jesus – und es ist mehr als ein schöner Satz. Es ist ein Versprechen: Der Weg zu Gott ist offen. Immer. Und zwar nicht, weil wir alles richtig machen, sondern weil Jesus selbst dieser Weg ist. Er ist die Brücke. Die Verbindung. Nicht etwas, das wir bauen müssen, sondern etwas, das uns geschenkt ist.

...aber die Brücke ist weg, Sora, prompted by Michael Voß
…aber die Brücke ist weg, Sora, prompted by Michael Voß

Manchmal aber stehen wir trotzdem auf der falschen Seite. Aus Angst. Oder weil wir denken, wir haben’s nicht verdient. Oder weil uns jemand eingeredet hat, dass es für uns keinen Weg gibt. Aber genau in diese Erfahrung hinein sagt Jesus: „Ich bin da. Du musst nicht außen vor bleiben.“

Eine Geschichte, die mir dazu einfällt, habe ich mal in einem Interview mit einer älteren Frau gehört. Sie erzählte, wie sie nach dem Tod ihres Mannes nicht mehr beten konnte. Es ging einfach nicht. Zu groß der Schmerz. Zu leer die Worte. Sie sagte: „Ich hatte das Gefühl, ich stehe am Ufer – aber die Brücke ist weg.“ Erst als sie zufällig einen alten Psalm hörte, kam langsam etwas zurück. Nicht alles auf einmal, aber Schritt für Schritt. „Ich bin nicht allein“, sagte sie. „Gott hat die Brücke zu mir gehalten, auch als ich sie nicht sehen konnte.“

Vielleicht ist diese Geschichte für dich heute dran. Vielleicht stehst du an so einem inneren Elbufer. Vielleicht wünschst du dir, dass wieder etwas ins Fließen kommt. Dann darfst du wissen: Der Weg ist da. Gott ist da. Und er wartet nicht am anderen Ende. Er kommt dir entgegen.

Anwohner freuen sich (Themenbild), Imagen 3, prompted by Michael Voß
Anwohner freuen sich (Themenbild), Imagen 3, prompted by Michael Voß

Die Brücke von Bad Schandau ist übrigens erst mal nur für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen freigegeben. Sie ist nicht völlig heil. Noch nicht. Vielleicht ist das ein weiteres Bild für unser Leben mit Gott. Auch wenn nicht alles sofort wieder so stabil ist wie vorher, reicht es doch oft für das, was wir brauchen. Es braucht nicht immer den Riesenschritt. Oft reicht ein kleines Stück Weg, der frei ist. Und Gott sagt: Fang dort an. Ich geh mit.

Gott, du siehst, wie oft unsere Wege blockiert sind. Wie schwer es uns fällt, wieder in Bewegung zu kommen. Du weißt, was uns aufhält – und was wir vermissen. Danke, dass du selbst der Weg bist. Danke, dass du uns entgegenkommst. Schenke uns Mut, Vertrauen und kleine Schritte. Schenke uns offene Wege – zu anderen, zu uns selbst und zu dir.

Amen!

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