Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,
es ist Frühling. Die Sonne lässt sich öfter blicken, die Menschen fangen an zu reisen, und die Gespräche auf der Straße drehen sich langsam um Urlaub, lange Wochenenden oder wenigstens ein bisschen Freizeit. Doch gleichzeitig erleben viele von uns etwas ganz anderes: Ein „Müssen“. Ein „Noch schnell vorher…“. Ein „Danach wird’s besser.“ Aber irgendwie kommt das „Danach“ nie.
Der Kalender zeigt den heutigen 24. April 2025 – mitten zwischen Ostern und dem nächsten Feiertag. Und in genau dieser Zwischenzeit sprechen Politiker und Wirtschaftsverbände davon, ob man Feiertage nicht streichen sollte, um „leistungsfähiger“ zu sein. Wie seltsam das klingt. Ausgerechnet in einer Zeit, in der sich Menschen nach Ruhe sehnen wie nach Wasser in der Wüste, reden wir darüber, wie man noch mehr aus dem Menschen „herausholen“ kann.
Jesus hat dazu etwas sehr anderes gesagt. Ein Satz, der viele Jahrhunderte alt ist – und doch klingt er wie für heute geschrieben:
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“
Matthäus 11,28
„Ich will euch erquicken“, sagt Jesus. Nicht: Ich gebe euch einen besseren Terminkalender oder bringe euch bei, wie man effizienter wird. Sondern: Ich gebe euch neue Kraft. Innen drin. Für die Seele.
Das Wort „erquicken“ klingt heute vielleicht ein bisschen altmodisch. Aber wer es je erlebt hat, weiß, was gemeint ist: Das Gefühl, wenn man nach einem langen Weg plötzlich frisches Wasser findet. Wenn man das Herz wieder hebt. Wenn man aufatmet. Und genau das ist nicht abhängig von Urlaub oder langem Wochenende. Sondern davon, wo unsere Seele zur Ruhe kommen darf.

Der bekannteste Psalm der Bibel fängt mit genau diesem Gedanken an. Vielleicht hast du ihn schon mal gehört – auch, wenn du mit Kirche oder Glaube nichts am Hut hast:
„Der HERR ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“
Psalm 23,1-2
Dieser Hirte treibt uns nicht vor sich her. Er hetzt uns nicht. Er führt uns. Er bringt uns an Orte, die gut für uns sind. An grüne Auen – und frisches Wasser. Nicht auf die Überholspur. Sondern zu dem, was unserer Seele gut tut.
Eine junge Frau hat mir einmal erzählt, wie sie mit Mitte 30 einen Burnout hatte. Alles in ihrem Leben schien gut zu laufen: Job, Wohnung, Freunde. Aber sie war leer. Müde. Konnte morgens kaum noch aufstehen.
Sie sagte: „Ich hatte alles – aber nichts hat mehr getragen.“ Erst als sie angefangen hat, sich jeden Tag eine halbe Stunde ganz bewusst Zeit zu nehmen, in der sie nichts leisten musste – keine To-dos, kein Scrollen, kein Optimieren – hat sich etwas verändert.
„In dieser halben Stunde“, sagte sie, „habe ich angefangen zu beten. Ich wusste gar nicht wie. Aber ich habe Gott gesagt, wie’s mir geht. Ich habe einfach angefangen. Und auf einmal war da Frieden.“
Diese Geschichte ist nicht außergewöhnlich. Aber sie ist ehrlich. Und sie zeigt: Wir brauchen Orte der inneren Stille. Einen Rhythmus aus Arbeiten und Ruhen. Und nicht nur an Feiertagen.

Wenn du also heute das Gefühl hast, dass dir alles zu viel ist – dann nimm das ernst. Und schieb es nicht auf den Sommerurlaub oder das nächste lange Wochenende. Vielleicht brauchst du gerade jetzt eine kleine grüne Aue. Vielleicht brauchst du genau jetzt eine halbe Stunde mit Gott. Ohne Anspruch. Einfach da sein. Er hört zu.
Guter Gott,
du siehst unsere Müdigkeit und unsere Rastlosigkeit.
Du weißt, wie sehr wir uns nach Ruhe sehnen.
Schenk uns Momente des Innehaltens – nicht irgendwann, sondern heute.
Hilf uns, bei dir das zu finden, was unsere Seele wirklich braucht.
Deine Nähe. Deinen Frieden. Deine Kraft.
Amen!