Herzlich willkommen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer!
Vielleicht kennt ihr das auch: Man strengt sich an, rackert sich ab – und am Ende ist das Netz leer. Keine Frucht der Mühe, keine Ernte, kein Erfolg. Genau in solchen Momenten begegnet uns heute eine Geschichte, die Hoffnung macht. Eine Geschichte, die zeigt, dass leere Netze kein Ende bedeuten müssen, sondern manchmal der Anfang von etwas viel Größerem sind.
Wir schauen gemeinsam auf eine Begebenheit nach Ostern, als Jesus seinen Jüngern begegnet – nicht im Tempel, nicht auf einem Thron, sondern am Ufer eines Sees, ganz nah dran am Alltag seiner Freunde.
„Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger.“
Johannes 21,1
Schon der Einstieg dieser Erzählung hat etwas Besonderes. Jesus „offenbart“ sich. Er zeigt sich seinen Freunden, die ihn verloren glaubten. Und das in einem Moment, in dem sie einfach nur wieder arbeiten, um den Kopf freizukriegen – oder weil sie nicht wissen, was sie sonst tun sollen.
„Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts.“
Johannes 21,3
Was für ein Satz: „Und in dieser Nacht fingen sie nichts.“ Wer schon mal erfolglos war – im Job, in der Schule, in der Beziehung – weiß, wie leer sich das anfühlt. Eine Nacht, ein ganzer Einsatz, und am Ende: nichts. Kein Ergebnis, kein Erfolg, nur Frust. Die Jünger sitzen also wortwörtlich in einem leeren Boot.
„Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer; aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.“
Johannes 21,4
Das ist einer dieser Momente, in denen man merkt: Gott ist oft schon längst da, bevor wir ihn erkennen. Jesus steht da. Nicht über den Dingen, sondern am Ufer, mitten in ihrem Alltag, mitten in ihrer Leere. Und dann macht er etwas, was typisch für ihn ist: Er begegnet den Jüngern mit einem fast banalen, und doch so liebevollen Vorschlag.
„Er aber sprach zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden.“
Johannes 21,5
Ein Fremder, so scheint es ihnen, gibt ihnen einen Rat. Sie sind erschöpft, vielleicht genervt, aber sie tun es. Und was passiert, ist kaum zu fassen.
„Da warfen sie es aus und konnten es nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.“
Johannes 21,6
Manchmal reicht ein einziger neuer Versuch, ein einziges Wort, ein kleiner Perspektivwechsel – und das Leben verändert sich. Nicht, weil wir es besser gemacht haben. Sondern weil Jesus da ist und mit uns handelt. Weil er neue Möglichkeiten sieht, wo wir nur Leere spüren.

Eine Geschichte, die mir dazu einfällt, erzählte ein junger Mann bei einem christlichen Festival: Er hatte seinen Job verloren, war monatelang depressiv, fühlte sich nutzlos. Eines Tages bat ihn seine Schwester, für sie eine Kleinigkeit in der Stadt zu erledigen. Dort traf er zufällig eine Bekannte aus alten Tagen, die ihn spontan zu einem sozialen Projekt einlud. Was als kleiner Gefallen begann, wurde für ihn der Anfang einer ganz neuen Berufung. Heute arbeitet er in der Jugendarbeit – und sagt: „Ohne diese eine Begegnung hätte ich mich vielleicht nie aus meinem dunklen Loch befreit.“
Diese Geschichte ist kein Wunder à la Hollywood. Sondern ein Zeichen dafür, wie Jesus wirkt: leise, konkret, lebensnah.
Und wie reagiert Petrus? Als er erkennt, dass es Jesus ist, springt er ins Wasser, lässt alles hinter sich, nur um bei ihm zu sein. Das Netz voller Fische wird ihm plötzlich zweitrangig.
„Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um – denn er war nackt – und warf sich ins Wasser.“
Johannes 21,7

Die Botschaft dieses Textes ist kraftvoll: Du kannst scheitern. Deine Netze können leer sein. Aber das heißt nicht, dass deine Geschichte vorbei ist. Vielleicht steht Jesus schon längst an deinem Ufer und wartet darauf, dass du ihn erkennst.
Wenn du gerade denkst, dass alles zu spät ist – sei offen für die eine Stimme, die sagt: „Versuch’s noch einmal. Aber dieses Mal mit mir.“
Jesus, du kommst an unser Ufer, auch wenn wir dich nicht gleich erkennen. Du fragst uns, was uns fehlt, und gibst uns neue Hoffnung. Hilf uns, dir zu vertrauen – gerade dann, wenn alles leer und schwer ist. Zeig uns, wo wir unsere Netze neu auswerfen können. Sei du unser Neuanfang.
Amen!