775 – Was jetzt wächst

775 – Was jetzt wächst

Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leser und Leserinnen,

gestern war Reformationssonntag – ein Tag, an dem wir über das Neue gesprochen haben, das Gott wirkt. Vielleicht hast du schon ein Gebet gesprochen, eine Entscheidung getroffen oder innerlich gespürt: Da ist etwas in Bewegung. Heute wollen wir diesen Gedanken weiterführen – aber leiser, tiefer, vielleicht auch ein wenig unspektakulärer. Denn Veränderung geschieht nicht nur in den großen Momenten, sondern auch im Alltäglichen – wie im Herbst, wenn die Felder leer werden und doch Neues vorbereitet wird.

Jesus hat oft mit Bildern aus der Natur gesprochen. Und eines davon passt heute besonders gut:

„Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen auf das Land wirft und schläft und steht auf Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie.“
Markus 4,26–27

Veränderung braucht nicht immer ein Gewitter. Manchmal wächst etwas in der Stille. Unbemerkt. Es braucht nur Vertrauen, dass Gott wirkt – auch ohne unser Zutun. Was gestern noch verborgen war, dringt langsam ans Licht. So wie aus Herbstlaub fruchtbarer Boden wird, aus dem später wieder Leben wächst.

„Alles hat seine Zeit: weinen und lachen, klagen und tanzen, umarmen und loslassen, pflanzen und ausreißen, was gepflanzt ist.“
Prediger 3,1–2.5–6

Herbstliche Ruhe, Sora, prompted by ChatGPT
Herbstliche Ruhe, Sora, prompted by ChatGPT

Heute ist vielleicht die Zeit, in der du nicht Neues erschaffst – sondern die Erde vorbereitest. In der du manches zurücklegst, weil es seine Zeit hatte. Das ist kein Verlust, sondern ein Zeichen von Reife. Wie der Baum im Herbst seine Blätter loslässt – nicht weil er stirbt, sondern weil er lebt. Und Jesus selbst beschreibt diese Verbindung so eindrücklich in einem Bild, das damals wie heute ans Herz geht:

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Johannes 15,5

Gott erwartet nicht, dass du pausenlos Frucht bringst. Er lädt dich ein, bei ihm zu bleiben – auch im Rückzug, in der Pause, im Zwischenraum. Vielleicht ist heute genau das dran: nicht tun, sondern bleiben. Nicht leisten, sondern sein. Nicht sofort Neues schaffen, sondern dem Boden erlauben, sich zu erholen.

Herbstliche Stille, Sora, prompted by ChatGPT
Herbstliche Stille, Sora, prompted by ChatGPT

Eine Gärtnerin aus Brandenburg sagte einmal in einem Interview: „Im Herbst arbeite ich am Unsichtbaren. Ich schütze den Boden, decke ihn zu, halte ihn feucht. Damit er atmen kann.“ Ich finde, das passt wunderbar zu unserem Glauben. Auch wir brauchen Zeiten, in denen wir nicht wachsen müssen – sondern vorbereitet werden auf das, was kommt.

Verlassener Garten im Morgenlicht, Sora, prompted by ChatGPT
Verlassener Garten im Morgenlicht, Sora, prompted by ChatGPT

Darum mein Impuls für heute: Mach dir bewusst, was in dir gerade „ruht“. Vielleicht ist es eine Idee, ein Wunsch, ein Gedanke von gestern, der noch keinen Platz gefunden hat. Sag Gott: „Ich vertraue dir diesen Boden an.“ Und dann bleib ruhig. Du musst nicht alles sehen – manchmal genügt es, zu wissen: Es wächst schon.


Gott, du weißt, was in mir wächst, auch wenn ich es noch nicht sehe.

Hilf mir, ruhig zu bleiben, den Wandel anzunehmen, und deinem Zeitplan zu vertrauen.

Mach mein Herz bereit – nicht für das Große, sondern für das Wirkliche.

Amen!


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