Liebe Gemeinde, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
heute möchte ich ein Thema ansprechen, das in der heutigen Zeit besonders relevant erscheint und durch eine Erfahrung, die ein Freund von mir, nennen wir ihn Micha, gemacht hat, veranschaulicht wird. Micha berichtete mir kürzlich, dass er immer wieder im Internet mit der Behauptung konfrontiert wird, er könne kein Christ sein, und dies geschieht paradoxerweise immer dann, wenn er sich gegen Rechtsextremismus ausspricht. Diese Erfahrung bringt uns zu einer zentralen Frage: Wer kann darüber entscheiden, wer Christ ist, insbesondere im Kontext unseres Einsatzes gegen Ungerechtigkeit und Hass?
Um diese Frage zu beantworten, wenden wir uns zunächst den Lehren Jesu Christi zu. Christsein bedeutet, den Weg Jesu zu gehen, seine Botschaft der Liebe und Gerechtigkeit in unserem täglichen Leben zu verankern. Jesus lehrte uns, unser Herz und unser Handeln nach den Prinzipien der Liebe, des Mitgefühls und der Gerechtigkeit auszurichten.
In Matthäus 22,37-39 finden wir die Essenz dessen, was Jesus uns aufgetragen hat:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Diese Worte verdeutlichen, dass unser Engagement gegen Ungerechtigkeit und Hass nicht nur mit unserem Christsein vereinbar ist, sondern ein Ausdruck dessen ist.
Wenn Micha sich gegen Rechtsextremismus positioniert, verkörpert er die Gebote Jesu, indem er für die Würde jedes Menschen einsteht und die Botschaft der Gleichheit und Liebe verbreitet. Galater 3,28 erinnert uns daran, dass in Christus alle menschlichen Unterschiede überwunden sind:
„Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann und Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.“
Die Bibel ist voller Geschichten von Menschen, die Gottes Ruf gefolgt sind, um Ungerechtigkeit anzuprangern. Der Prophet Amos, der unerschrocken gegen die sozialen Missstände seiner Zeit predigte, lehrt uns in Amos 5,24:
„Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“
Michas Erfahrungen erinnern uns daran, dass unser Christsein nicht durch die Anerkennung anderer definiert wird, sondern durch unsere Treue zu den Lehren Jesu und unsere Bereitschaft, im Einklang mit ihnen zu leben und zu handeln. Wenn andere versuchen, unser Christsein in Frage zu stellen, weil wir uns für das Gute einsetzen, sollten wir uns an die Wahrheit unseres Glaubens erinnern, die in der Liebe und Gerechtigkeit Gottes verwurzelt ist.
Lassen Sie uns also, inspiriert durch Michas Beispiel, mutig für eine Welt der Gerechtigkeit und Liebe eintreten. Unsere Aufgabe als Christen ist es, Licht in die Dunkelheit zu bringen und für diejenigen eine Stimme zu sein, die nicht gehört werden.
Zum Schluss möchte ich Ihnen allen Mut zusprechen: Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Ihre Bemühungen, Gutes zu tun, auf Widerstand stoßen. Erinnern Sie sich stattdessen an die unerschütterlichen Wahrheiten unseres Glaubens und leben Sie nach den Geboten der Liebe und Gerechtigkeit. So erweisen wir uns als wahre Nachfolger Christi, unabhängig davon, was andere sagen mögen.
Gehen Sie hinaus in die Welt und seien Sie ein lebendiges Zeugnis der Liebe Christi, inspiriert durch Geschichten wie die von Micha, die uns daran erinnern, dass unser Glaube stärker ist als jede Form von Hass oder Ausgrenzung.
Amen.