570 – Die vergessene Türhüterin – Warum kleine Rollen große Bedeutung haben

570 – Die vergessene Türhüterin – Warum kleine Rollen große Bedeutung haben

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

manche Bibelverse kennt fast jeder – das Vaterunser, Psalm 23 oder das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Aber es gibt auch diese versteckten, fast vergessenen Verse, die so leise daherkommen, dass sie kaum jemand bemerkt. Und doch tragen sie tiefe Botschaften in sich. Heute will ich mit euch eine dieser stillen Perlen entdecken. Es geht um eine Frau, die keinen Namen hat und doch Geschichte macht. Sie taucht in einem einzigen Vers auf – und ist dabei doch so entscheidend:

„Petrus aber stand draußen vor der Tür. Da ging die andere Jüngerin, die dem Hohenpriester bekannt war, hinaus, redete mit der Türhüterin und führte Petrus hinein.“
Johannes 18,16

Die Türhüterin. Kein Name. Keine lange Rede. Kein Wunder. Kein Lob. Nur ein kurzer Augenblick – aber dieser Moment öffnet die Tür für Petrus. Wörtlich. Sie ist eine Frau am Rand der Geschichte, aber ohne sie wäre Petrus nicht hineingekommen. Keine Chance, Jesus aus der Nähe zu sehen. Keine Möglichkeit für seine – wenn auch später sehr schmerzhafte – dreifache Verleugnung. Und damit auch kein Weg zur Reue, keine Umkehr, keine große Vergebung, keine Sendung am See.

Diese Frau tut, was sie tun kann. Sie sitzt an der Tür. Sie öffnet. Oder eben nicht. Ihr Job war nicht spektakulär – aber entscheidend. Und genau das ist die Botschaft dieses kleinen Verses: Auch die scheinbar kleinste Rolle im großen Ganzen kann von Gott gebraucht werden.

Wer im Hintergrund für Sauberkeit sorgt, verändert das Leben vieler Menschen positiv, Imagen 3, prompted by ChatGPT 4o
Wer im Hintergrund für Sauberkeit sorgt, verändert das Leben vieler Menschen positiv, Imagen 3, prompted by ChatGPT 4o

Vielleicht bist du selbst oft an einem Punkt, wo du denkst: „Ich bin doch nur…“ – nur Mama, nur Azubi, nur Rentner, nur Teilzeitkraft, nur ehrenamtlich im Hintergrund. Aber Gott schreibt auch mit „nur“ große Geschichten. Ohne die Türhüterin wäre Petrus draußen geblieben.

Immer freundlich am Empfang, Sora, prompted by ChatGPT 4o
Immer freundlich am Empfang, Sora, prompted by ChatGPT 4o

Ich habe vor einiger Zeit eine Geschichte gehört, die mir bis heute nachgeht. Eine Frau erzählte, dass sie sich ihr ganzes Leben lang wie eine Nebendarstellerin gefühlt hatte. Sie arbeitete 40 Jahre lang im Empfang eines Pflegeheims. Kein Beruf mit Applaus oder Titel. „Ich hab nur Menschen begrüßt“, sagte sie. Doch bei ihrer Verabschiedung standen über 200 Leute auf, Bewohner, Angehörige, Pflegekräfte. Eine alte Dame weinte und sagte: „Sie waren jeden Morgen mein erster Sonnenstrahl. Ohne Sie wäre ich manchmal gar nicht aufgestanden.“

Das hat mich tief bewegt. Wir denken oft, wir müssten laut, groß und sichtbar sein, um Wirkung zu haben. Aber Gott achtet auf das Herz, nicht auf Likes oder Jobtitel. Und manchmal ist der unscheinbare Dienst der Türhüterin kostbarer als die laute Predigt auf der Bühne.

In der Bibel wird das immer wieder deutlich. Denke an den Jungen mit den fünf Broten und zwei Fischen (Johannes 6,9). An Simon von Kyrene, der das Kreuz trug (Markus 15,21). An die namenlosen Freunde, die den Gelähmten durchs Dach lassen (Lukas 5,18-19). Oder eben an diese eine Türhüterin in Jerusalem.

Vielleicht ist dein Platz gerade einer, an dem du dich übersehen fühlst. Vielleicht bist du die, die Türen öffnet, damit andere rein können. Vielleicht bist du der, der still den Raum vorbereitet, damit andere feiern können. Gott sieht das. Er ehrt das. Und vielleicht, ohne dass du es weißt, bist du der Anfang von etwas ganz Großem.

Jedes Wort hat gerade im Pflegeheim eine Wirkung, Imagen 3, prompted by ChatGPT 4o
Jedes Wort hat gerade im Pflegeheim eine Wirkung, Imagen 3, prompted by ChatGPT 4o

Was wir daraus mitnehmen können? Es gibt keine unwichtigen Rollen im Reich Gottes. Es gibt keine Nebendarsteller im Plan des Himmels. Und manchmal schreibt Gott gerade mit den Stillen die lauteste Geschichte.

Du musst nicht alles können. Du musst nicht alles wissen. Aber du darfst treu an deinem Platz stehen. Und wer weiß – vielleicht öffnest du mit deinem „kleinen Dienst“ gerade eine Tür für jemanden, der Gott begegnet.

Gott, ich danke dir für die leisen Menschen. Für die, die still ihre Aufgabe tun. Für jede Türhüterin, jeden Helfer, jede, die sich nicht wichtig nimmt – und gerade deshalb so wertvoll ist. Zeig mir meinen Platz. Und gib mir den Mut, ihn mit Liebe auszufüllen – auch wenn ihn keiner sieht. Du siehst ihn. Und das genügt.

Amen!

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