Liebe Gemeinde,
in unserer gestrigen Andacht haben wir reflektiert, wie selbst Jesus in der Wüste vom Teufel versucht wurde. Diese Erzählung aus Lukas 4 öffnet uns die Augen dafür, dass Versuchungen ein integraler Bestandteil des menschlichen Daseins sind. Doch in der heutigen Zeit stellt sich die Frage: Wer oder was verkörpert diese Versuchungen? In einer Welt, in der die Schatten des Extremismus, insbesondere des Rechtsextremismus, immer länger werden, sehen wir eine Form der Versuchung, die unsere Gesellschaft und unsere Werte herausfordert.
Rechtsextremismus – eine Ideologie, die sich durch Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus und oft durch eine Ablehnung der christlichen Botschaft der Liebe und des Mitgefühls auszeichnet. Diese Strömung stellt eine direkte Herausforderung an die Botschaft Jesu dar, der uns lehrte, „deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst“ (Markus 12,31). Jesus selbst brach mit gesellschaftlichen Konventionen, indem er sich den Ausgestoßenen und Verachteten zuwandte, um ihnen Liebe und Hoffnung zu bringen.
In der Geschichte vom barmherzigen Samariter, einem Gleichnis, das Jesus erzählte, zeigt sich die Essenz wahrer Nächstenliebe, die keine Grenzen kennt (Lukas 10,25-37). Jesus nutzt diese Erzählung, um zu verdeutlichen, dass Mitgefühl und Hilfeleistung über soziale, kulturelle oder religiöse Grenzen hinausgehen sollten. Der Samariter, von den Juden seiner Zeit verachtet, wird zum Helden der Geschichte, indem er einem verletzten Mann am Wegesrand hilft, ohne Zögern oder Vorurteile.
Der Apostel Paulus schrieb im Galaterbrief 3,28:
„Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.“
Diese Worte sind ein leidenschaftlicher Aufruf zur Einheit, der uns daran erinnert, dass im Herzen des christlichen Glaubens kein Platz für die Spaltung und den Hass ist, die der Rechtsextremismus schürt.
Wir stehen heute an einem Scheideweg. Die Versuchungen, denen wir gegenüberstehen, sind nicht aus Brot oder Macht, wie sie Jesus erlebte, sondern sie manifestieren sich in Ideologien, die uns dazu verleiten, unsere Mitmenschen zu verurteilen und auszugrenzen. Wir müssen wachsam sein und erkennen, dass unsere wahre Stärke in der Liebe und im Mitgefühl liegt, die wir anderen entgegenbringen.
Es lohnt sich, gegen den Rechtsextremismus und jede Form des Extremismus einzustehen, denn sie stehen im klaren Widerspruch zu den Werten des christlichen Glaubens. Wir sind aufgerufen, Licht in die Dunkelheit zu bringen, Hoffnung statt Verzweiflung zu säen und Liebe über Hass zu stellen. Unser Engagement gegen solche Strömungen ist ein direkter Ausdruck unseres Glaubens, ein Zeugnis unserer Überzeugung, dass jeder Mensch Gottes Liebe verdient.
Lassen Sie uns also mit Mut und Entschlossenheit diesen Herausforderungen begegnen, inspiriert von der Botschaft Jesu, gestärkt durch unseren Glauben und geleitet von der Hoffnung, dass eine Welt der Liebe und des Mitgefühls möglich ist.
Amen.