538 – Hat Gott schon alles bestimmt? – Verantwortung trotz Gnade

538 – Hat Gott schon alles bestimmt? – Verantwortung trotz Gnade

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

nach der gestrigen Andacht haben sich einige von euch gefragt: „Wenn Gott schon alles über mich vorbestimmt hat, kann ich doch machen, was ich will. Es ändert sich doch nichts für mich.“ Eine berechtigte Frage! Ist unsere Verantwortung damit hinfällig? Ist es egal, wie wir leben, wenn doch am Ende alles nach Gottes Plan läuft?

Paulus selbst hat genau diese Frage vorhergesehen. Und er antwortet unmissverständlich:

„Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde? Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir doch gestorben sind?“
Römer 6,1-2

Mit anderen Worten: Wer die Gnade wirklich verstanden hat, wird nicht leichtfertig damit umgehen. Wenn du ein Geschenk bekommst, das dein Leben rettet, wirst du es doch nicht absichtlich zerstören, oder? Stell dir vor, jemand zieht dich aus dem reißenden Fluss, in dem du zu ertrinken drohst. Würdest du dann direkt wieder hineinspringen und sagen: „Ach, er kann mich ja noch mal retten“?

Paulus macht klar, dass Gnade uns verändert. Sie ist kein Freifahrtschein für ein Leben ohne Konsequenzen. Denn wer wirklich erfasst, was Jesus für ihn getan hat, der lebt anders. Nicht aus Zwang, sondern aus Liebe.

Jesus selbst sagt:

„Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.“
Johannes 14,15

Gnade und Verantwortung gehören also zusammen. Gott gibt uns seine Gnade frei und ohne Bedingungen. Aber gerade weil wir sie empfangen haben, verändert sie unser Herz. Wir tun nicht Gutes, um gerettet zu werden – wir tun Gutes, weil wir gerettet sind.

In der Geschichte des Christentums gibt es viele Beispiele für Menschen, die diese Gnade nicht nur empfangen, sondern auch weitergegeben haben. Denk an Dietrich Bonhoeffer, der sich in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte für andere einsetzte, obwohl er wusste, dass es ihn das Leben kosten könnte. Er hätte sich zurücklehnen und sagen können: „Gott hat doch sowieso alles vorherbestimmt.“ Aber er entschied sich zu handeln, weil er wusste: Gnade verpflichtet.

Paulus beschreibt das mit einem eindrucksvollen Bild:

„Wisst ihr nicht: Wem ihr euch als Knechte hingebt, dem seid ihr gehorsam als Knechte, entweder der Sünde zum Tod oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit? Gott sei aber gedankt: Ihr wart Knechte der Sünde, doch ihr seid von Herzen gehorsam geworden dem Bild der Lehre, dem ihr ergeben seid.“
Römer 6,16-17

Das bedeutet: Wir gehören immer jemandem. Entweder wir lassen uns von unserer Selbstsucht bestimmen oder von Gottes Gnade. Und das verändert unser Leben. Wer glaubt, er könne tun und lassen, was er will, weil Gott ja „alles bestimmt hat“, der hat die Gnade nicht wirklich begriffen. Denn echte Gnade macht nicht gleichgültig – sie macht dankbar.

Gott entschied - wir können ihm aus Lieb folgen, DALL·E, prompted by ChatGPT 4o
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Also, was bedeutet das für dich? Ganz einfach: Lebe nicht aus Angst vor Strafe oder aus Pflichtgefühl, sondern aus Dankbarkeit. Du bist frei, aber deine Freiheit ist ein Geschenk, das du ehren solltest.

Herr, du hast uns gerettet, nicht weil wir es verdient haben, sondern weil du uns liebst. Hilf uns, nicht gleichgültig mit deiner Gnade umzugehen, sondern sie zu schätzen und zu leben. Lass uns erkennen, dass unsere Entscheidungen zählen – nicht, weil wir uns retten müssten, sondern weil deine Liebe uns verändert.

Amen!

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