608 – Gottes Stimme im Lärm der Woche

608 – Gottes Stimme im Lärm der Woche

Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,

mitten in einer Welt, die nie stillsteht, in der Benachrichtigungen im Sekundentakt auf unseren Bildschirmen auftauchen und die Stimmen der Werbung, der Erwartungen und der Selbstzweifel manchmal lauter scheinen als alles andere – mitten in dieser Welt steht ein leiser, aber klarer Satz:

„Meine Schafe hören meine Stimme.“
Johannes 10,27

Es ist Jesus, der das sagt. Und mit diesem Satz stellt er etwas Uraltes und zugleich Hochaktuelles in den Raum: Es gibt eine Stimme, die uns wirklich kennt. Die uns ruft, nicht um zu fordern, sondern um zu führen. Nicht um zu übertönen, sondern um durchzudringen.

Aber wie soll das gehen? Wie soll man Gottes Stimme hören, wenn der Alltag einem oft nicht einmal Zeit zum Durchatmen lässt? Wenn du morgens mit einem Piepen geweckt wirst, das direkt den Strom der Aufgaben, Nachrichten und Ablenkungen lostritt? Wenn du abends ins Bett fällst und dich fragst, ob du heute überhaupt einmal still warst?

Jesus sagt: Seine Schafe hören seine Stimme. Das bedeutet auch: Sie erkennen sie. Sie wissen, wie sie klingt. Und das wiederum heißt: Es gibt eine Verbindung, eine Beziehung. Wer hört, ist nicht nur Empfänger, sondern Teil einer Geschichte. Teil einer Herde, die geführt wird.

Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mir eine ältere Frau aus Süddeutschland einmal erzählte. Sie war Krankenschwester auf einer Intensivstation. Sie sagte: „Manchmal war es dort so hektisch, dass ich dachte, ich kann Gott gar nicht mehr spüren.“ Aber eines Tages – nach einer anstrengenden Schicht – blieb sie am Fenster stehen. Einfach so. Keine Musik, kein Handy. Nur Stille. Und in dieser Stille erinnerte sie sich an einen Psalm, den sie als Kind gelernt hatte. Die Worte kamen nicht laut, aber sie waren klar: „Ich bin bei dir.“ Das war für sie wie eine innere Stimme – nicht hallend, nicht theatralisch. Aber echt. Und sie wusste: Das ist ER.

Innere Ruhe - und dann eine Stimme, Sora, prompted by Michael Voß
Innere Ruhe – und dann eine Stimme, Sora, prompted by Michael Voß

Gottes Stimme ist selten laut. Sie ist eher wie ein sanftes Flüstern in der Seele, das nicht konkurriert mit dem, was draußen Lärm macht. Aber sie ist da. Und sie ist verlässlich. Wie der Hirte, der seine Herde kennt und der sich Zeit nimmt, jeden Einzelnen bei Namen zu rufen.

„Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und bin bekannt den Meinen.“
Johannes 10,14

Jesus kennt uns. Und das nicht allgemein, sondern persönlich. Das Problem liegt oft nicht darin, dass Gott nicht spricht. Sondern dass wir verlernt haben, hinzuhören. Oder dass wir gar nicht erst glauben, dass er auch heute noch spricht. Aber das tut er. In Gedanken, in Bildern, in Versen, in Begegnungen.

Besser auf Gott hören, Sora, prompted by Michael Voß
Besser auf Gott hören, Sora, prompted by Michael Voß

Hören lernen ist ein Prozess. Und manchmal beginnt er mit einem Moment des Innehaltens mitten am Dienstagmorgen. Vielleicht mit dem mutigen Entschluss, das Handy für fünf Minuten zur Seite zu legen und einfach da zu sein. Oder mit einem Satz wie: „Sprich, Herr, dein Knecht hört.“ – So sagte es einst Samuel.

„Rede, HERR; denn dein Knecht hört.“
1. Samuel 3,10

Gott überfällt uns nicht. Er wartet. Geduldig. Wie ein guter Freund, der nicht gleich losredet, sondern erst sicher sein will, dass du bereit bist zu hören. Es ist nicht unsere Lautstärke, die den Himmel öffnet, sondern unsere Offenheit.

Und das Beste: Es gibt keine perfekte Methode, Gottes Stimme zu erkennen. Es geht nicht um Leistung, sondern um Beziehung. Um Übung. Um Nähe. Wer ihn sucht, wird ihn finden – auch mitten im Chaos.

Vielleicht ist genau heute der Tag, an dem du sagst: Ich will hinhören. Ich will lernen, seine Stimme zu erkennen – inmitten des Lärms, nicht außerhalb davon. Denn mitten im Alltag ruft er uns. Nicht mit Druck. Sondern mit Liebe.

Guter Hirte, du kennst mich. Du weißt, wo ich mich verloren fühle, wo der Alltag zu laut ist, wo ich innerlich auf Durchzug schalte. Hilf mir, deine Stimme zu hören. Nicht nur sonntags, sondern auch dienstags, mittwochs und freitags. Mitten in meinem Leben. Ich will dir folgen, weil ich dir vertraue. Lass mich erkennen, wann du sprichst – und gib mir Mut, darauf zu antworten.

Amen!

Translate