Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,
heute, am 19. Mai, feiern einige Menschen in den USA den sogenannten „Plant Something Day“. Ins Leben gerufen wurde dieser Aktionstag 2012 von der National Initiative for Consumer Horticulture (NICH). Die Idee dahinter ist einfach und kraftvoll: Menschen sollen dazu ermutigt werden, etwas zu pflanzen – egal ob auf dem Balkon, im Garten, auf einer Baumscheibe am Straßenrand oder sogar auf dem Fensterbrett. Pflanzen tun nicht nur der Erde gut, sondern auch unserer Seele. Und das ist ein Gedanke, der uns auch biblisch nicht fremd ist.
Wir Menschen sind mit der Erde verbunden – von Anfang an. Im Schöpfungsbericht heißt es:
„Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“
1. Mose 2,7
Wir sind aus Erde gemacht – und wir leben von dem, was auf ihr wächst. Wer heute etwas pflanzt, beteiligt sich an diesem Kreislauf des Lebens, der weit über das rein Praktische hinausgeht. Denn Pflanzen ist ein Akt des Vertrauens: dass etwas wachsen wird, obwohl man noch nichts sieht. Das braucht Geduld, Pflege, Hoffnung.
Und genau so spricht die Bibel oft vom Säen und Ernten, wenn es um geistliches Leben geht. In den Psalmen steht:
„Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.“
Psalm 126,5
Was für ein starkes Bild. Es zeigt: Auch aus Schmerz kann etwas Gutes wachsen. Vielleicht nicht sofort. Vielleicht nicht sichtbar. Aber es wächst. So wie eine Pflanze, die Wochen braucht, um durch die Erde zu brechen, ans Licht zu kommen, und dann irgendwann zu blühen beginnt.

Jesus selbst nutzt das Bild vom Säen immer wieder in seinen Gleichnissen. Besonders bekannt ist das Gleichnis vom Sämann, in dem er davon spricht, wie unterschiedlich die Saat aufgeht – je nachdem, wohin sie fällt. Aber da ist auch der eine Same, der sein volles Potenzial entfaltet:
„Und anderes fiel auf gutes Land; und es ging auf und trug Frucht, hundertfach.“
Lukas 8,8
Gutes Land, das sind offene Herzen. Die sind nicht immer leicht zu finden – und manchmal auch nicht leicht zu behalten. Denn die Sorgen des Alltags, der Druck, alles „richtig“ machen zu müssen, die Angst zu scheitern – all das ist wie Dornen, die das Kleine ersticken können, bevor es groß wird. Aber wenn wir uns trauen, etwas zu pflanzen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn –, dann kann etwas wachsen, das wir nie erwartet hätten.
Ich habe einmal von einer Lehrerin gelesen, die mit ihren Schülerinnen Bohnen in Gläsern keimen ließ. Es war ein Projekt für den Biologieunterricht. Einige Bohnen wuchsen schnell, andere kaum. Manche wurden umgetopft, einige gingen ein. Am Ende sagte ein Kind: „Ich glaube, Pflanzen sind wie Menschen. Manche brauchen einfach länger.“ Ein schöner Satz. Vielleicht sind wir manchmal selbst diese Bohne, die sich schwer tut. Vielleicht sind andere um uns herum gerade in ihrer Blüte. Und vielleicht dürfen wir uns daran erinnern, dass Gottes Geduld mit uns viel größer ist als unsere Ungeduld mit uns selbst.
Der „Plant Something Day“ ist kein christlicher Feiertag – aber er enthält eine zutiefst geistliche Wahrheit: Wer etwas sät, muss loslassen. Wer etwas pflanzt, muss vertrauen. Wer etwas pflegt, investiert Zeit, ohne sofort einen Lohn zu sehen. Und genau das ist auch Glauben.

Was pflanzen wir heute? Ein Baum? Eine Blume? Oder vielleicht ein freundliches Wort, das jemandem den Tag heller macht? Eine Nachricht an jemanden, von dem wir lange nichts gehört haben? Eine gute Tat, die niemand erwartet?
Vielleicht ist heute der Tag, an dem du etwas pflanzt, das du selbst nicht mehr ernten wirst – aber jemand anderes wird es tun. Und das ist nicht umsonst.
Gott, du Gärtner des Lebens, danke für alles, was wächst – draußen in der Erde und drinnen in unseren Herzen. Hilf uns, mutig zu säen: Hoffnung, Güte, Liebe. Gib uns Geduld für das, was noch nicht sichtbar ist. Und Freude an dem, was du wachsen lässt.
Amen!