Liebe Leserinnen und Leser, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
wir leben in einer Welt, in der Worte schneller geteilt werden können als jemals zuvor. Ein Klick, ein Kommentar, ein schneller Post – und schon ist eine Meinung im Umlauf, die nicht mehr so leicht zurückzunehmen ist. Gerade in hitzigen Diskussionen, sei es in den sozialen Medien oder im persönlichen Gespräch, vergessen wir oft, wie mächtig Worte sind. Sie können aufbauen oder niederreißen, Hoffnung geben oder Zweifel säen. Und ja, sie können verletzen, manchmal tiefer, als wir ahnen.
Vor kurzem bin ich auf eine Diskussion gestoßen, die genau das aufzeigt. Ein Pastor schrieb öffentlich über seinen Unmut gegenüber den deutschen Medien, insbesondere über deren aus seiner Sicht mangelnde Neutralität bei politischen Themen. Seine Worte waren pointiert und emotional, ein Ausdruck von Enttäuschung:
„Nun habt ihr eine unfassbar, schmerzhafte Niederlage hinnehmen müssen nach eurem langen, eifrigen Wahlkampf für Kamala Harris. Da stellt ihr euch bestimmt die Frage, ob ihr wirklich alles richtig gemacht habt und solches Hinterfragen tut natürlich auch weh. Ich versichere euch, euer Wahlkampf war wirklich sehr leidenschaftlich und stand dem amerikanischen, auch im Niveau, in nichts nach. Ich glaube es gab nur einen einzigen kleinen Fehler. Keiner hat euch gesagt dass wir Deutschen in den USA gar nicht wählen dürfen. Und jetzt haben wir den Salat 🙄. Naja. Kopf hoch. Kann ja mal passieren. 👍“
Diese Aussage war überspitzt und kritisch – und sie löste prompt eine Antwort eines Journalisten aus, der ebenfalls Christ ist. Der Journalist wies darauf hin, dass pauschale Urteile wie dieses nicht fair seien. Er schrieb:
„Mich nervt es allmählich, dieser ewige Kampf gegen die Medien. Nicht die Überbringer von Nachrichten sind die Schuldigen oder Akteure. Es sind die Politiker und es sind die Wähler, die handeln und entscheiden. Wer dauernd den Medien die Schuld zuschiebt, verbessert keinesfalls die Lage. Er lenkt nur den Blick von denen weg, die an vielen Miseren Schuld sind.“
Der Pastor wiederum verteidigte seine Sicht und sagte:
„Ich führe keinen Kampf. Ich bin ein Bürger dieses Landes u finanziere die ÖR mit meinen Beiträgen. Ich habe ARD/ZDF nun ca. 50 Jahre geschaut. Es war immer meine erste Infoquelle des Vertrauens. Nun äußere ich hier meinen Eindruck u Unmut über schwindende politische Neutralität bei politischen Themen und empfinde eine starke Manipulation. Ist das ok für dich dass ich das äußere? Gehört das für dich noch zur Demokratie dazu?“
Eine berechtigte Frage, die zeigt, dass hier zwei Menschen miteinander rangen – um Meinungsfreiheit, Gerechtigkeit und darum, wie Kritik formuliert werden sollte.
Der Journalist antwortete darauf:
„Das du etwas äußerst ist völlig okay. Wie du weißt, trete ich als Privatmensch für Demokratie und Meinungsfreiheit ein. Nur gehört dazu auch, dass andere Menschen eine andere Meinung haben dürfen und dir eben nicht zustimmen. Deshalb sollte man diesen – auch nicht in Form einer Frage (geschickte Rhetorik!) – nicht unterstellen, dass für diese Kritik nicht ok sei. Mir geht es um Kampagnen, die Mitarbeitenden und ganzen Unternehmensgruppen etwas vorwerfen, oft ohne dies nachzuweisen. Ein typischer Satz dafür ist: ‚Nun habt ihr eine unfassbar, schmerzhafte Niederlage hinnehmen müssen nach eurem langen, eifrigen Wahlkampf für Kamala Harris.‘ Ein ungeheurer Vorwurf an alle Mitarbeiter der ‚Hauptmedien‘. Pauschal voraussetzend, dass das so sei. Keine Begründung. Einfach so dahin gesprochen. Alle in ein Fass geschmissen und draufgetrammpelt. Ich fühle mich als direkt Betroffener angesprochen und verleumdet. In meinem näheren beruflichen Umfeld kenne ich AfD-Anhänger, kenne ich Sozis, kenne ich Christsoziale, kenne ich Altkommunisten, kenne ich Grüne und Liberale – alle politischen Richtungen. Von einigen weiß ich nicht einmal die politische Richtung. Alle versuchen trotz ihrer privaten Überzeugung ein möglichst neutrales und objektives journalistisches Produkt zu erstellen. Einige haben sogar deine politische Überzeugung. Und all diese Menschen werden von dir in einen Topf geschmissen, weil sie bei den ‚Hauptmedien‘ arbeiten. Und diesen Kampf meine ich. ‚Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.‘ Exodus 20:16.“
Diese Worte sind eine Einladung zur Reflexion: Kritik und Meinungsfreiheit sind unersetzlich, doch ebenso wichtig sind Fairness und die Bereitschaft, miteinander im Gespräch zu bleiben, auch wenn man nicht einer Meinung ist.
Die Bibel fordert uns immer wieder dazu auf, achtsam mit unseren Worten umzugehen. Im achten Gebot heißt es klar und deutlich:
„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“
2. Mose 20,16
Dieses Gebot ist keine alte Regel, die wir heute als überholt betrachten können. Es ist eine Erinnerung daran, wie wichtig Wahrheit, Respekt und Gerechtigkeit im Miteinander sind.
In den Sprüchen Salomos finden wir eine weitere eindrückliche Warnung:
„Tod und Leben stehen in der Gewalt der Zunge, und wer sie liebt, der wird ihre Frucht essen.“
Sprüche 18,21
Unsere Worte sind wie Samen, die wir säen. Ob sie Gutes hervorbringen oder Schaden anrichten, liegt an uns.
Doch was tun, wenn wir das Gefühl haben, dass andere uns nicht gerecht werden oder gar gegen uns arbeiten? Der Apostel Paulus schreibt im Römerbrief:
„Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen.“
Römer 12,17
Paulus ruft uns hier zu einer Haltung der Besonnenheit und der Güte auf. Es geht nicht darum, ungerechtfertigte Kritik oder Fehler zu übersehen, sondern darum, mit Weisheit und Liebe darauf zu reagieren.
Die Diskussion zwischen dem Pastor und dem Journalisten zeigt, wie leicht es ist, in Pauschalisierungen zu verfallen. Wenn wir ganze Gruppen – seien es „die Medien“, „die Politiker“ oder „die Kirche“ – verurteilen, übersehen wir die Menschen dahinter. Menschen, die mit ihren eigenen Überzeugungen und Kämpfen ihren Weg gehen. Die Bibel lehrt uns, dass jeder Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen ist. Dies allein sollte uns dazu bewegen, mit Respekt zu sprechen und zu handeln.
Vielleicht können wir alle aus dieser Diskussion etwas lernen: Kritik ist wichtig und berechtigt, doch sie sollte immer auf Fakten basieren und mit einer Haltung der Liebe und Demut geäußert werden. Der Pastor äußerte seinen Unmut über den Verlust an Vertrauen in die Medien. Der Journalist verteidigte die Menschen hinter den Kulissen. Beide Perspektiven haben Gewicht. Doch wie wäre es, wenn wir uns weniger darauf konzentrieren, wer recht hat, und mehr darauf, wie wir gemeinsam zu einer besseren Verständigung finden können?
Ein Schlüssel dazu ist das Gebet. Wir dürfen Gott bitten, dass er unsere Herzen lenkt und uns hilft, mit unseren Worten Gutes zu tun. Lasst uns beten:
Herr, wir bitten dich, hilf uns, unsere Worte mit Bedacht zu wählen. Gib uns Weisheit, um Kritik in Liebe zu äußern, und Mut, für Wahrheit und Gerechtigkeit einzutreten. Bewahre uns davor, andere zu verletzen, und hilf uns, Frieden zu stiften. Lass uns durch unsere Worte und Taten ein Licht in dieser Welt sein.
Amen!