616 – Vielfalt leben: Gottes bunte Welt

616 – Vielfalt leben: Gottes bunte Welt

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörer und Hörerinnen,

am heutigen 21. Mai erinnert uns der Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung daran, wie bunt und reich diese Welt ist. Unterschiedliche Sprachen, Geschichten, Bräuche, Kleidung, Lieder, Gewürze, Ideen – all das zusammen ergibt das große Mosaik, das wir Menschheit nennen. Doch anstatt dieses Mosaik zu bewundern, sehen viele nur die Risse. Zu oft wird das „Andere“ als Bedrohung empfunden, anstatt als Einladung.

Dabei ist kulturelle Vielfalt keine Gefahr – sie ist ein Geschenk. Gott hat die Welt nicht in Einheitsgrau geschaffen. Wer einen Blick in die Natur wirft, merkt schnell: Unser Schöpfer liebt Farben. Er liebt Unterschiedlichkeit. Und er liebt es, wenn wir einander mit offenen Herzen begegnen.

Der Apostel Paulus schreibt im ersten Korintherbrief:

„Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl es viele sind, ein Leib sind: so auch Christus.“
1. Korinther 12,12

Das Bild vom Leib ist stark. Es sagt: Jede und jeder hat eine Funktion, einen Platz, eine Bedeutung. Nicht alles muss gleich sein, damit es zusammengehört. Die Vielfalt macht den Körper erst lebensfähig. Ein Körper nur aus Händen? Unmöglich. Ein Leben ohne die Vielfalt menschlicher Kulturen? Undenkbar – und ärmer.

Auch im Römerbrief lesen wir:

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre.“
Römer 15,7

Das ist keine Bitte, das ist ein Auftrag: Wenn Jesus uns mit offenen Armen empfängt, dann können wir nicht die Arme verschränken gegenüber Menschen, die anders sprechen, essen, feiern oder beten. Christsein heißt nicht, sich einzuschließen. Christsein heißt, Türen aufzustoßen.

Stadtfest, Sora, prompted by ChatGPT
Stadtfest, Sora, prompted by ChatGPT

In einer kleinen Stadt in Bayern wurde vor zwei Jahren ein internationales Nachbarschaftsfest gefeiert. Geflüchtete aus Syrien kochten Falafel, ein älteres Ehepaar spielte auf dem Akkordeon Volkslieder, Kinder aus der Ukraine malten Kreidebilder auf die Straße. Niemand fragte: „Wo kommst du her?“ Alle wollten wissen: „Was bringst du mit?“ – Diese Art von Fragen verändert alles.

Kinder malen gemeinsam, Sora, prompted by ChatGPT
Kinder malen gemeinsam, Sora, prompted by ChatGPT

Natürlich ist das nicht immer einfach. Unterschiede können verunsichern. Es gibt Missverständnisse, Konflikte, sogar Ablehnung. Aber genau dann braucht es Dialog. Reden, Zuhören, Versuchen, Verstehen. Nicht immer klappt es sofort. Aber wenn wir es nicht probieren, wird es nie besser. Und da kommt der heutige Tag ins Spiel – er ruft uns dazu auf, nicht nur über Vielfalt zu reden, sondern sie aktiv zu leben.

Jesus selbst hat es uns vorgemacht. Er hat mit Zöllnern gesprochen, mit Römern, mit Samaritanern, mit Frauen, mit Kindern – mit allen, die damals an den Rand gedrängt wurden. Für ihn war das Menschsein verbindender als alle Unterschiede. Und genau das ist auch heute noch wahr.

Wer sich auf Vielfalt einlässt, entdeckt nicht nur neue Kulturen. Er entdeckt auch neue Seiten an sich selbst. Offenheit macht uns reicher. Nicht im materiellen Sinne – sondern geistlich. Tiefer. Weiter. Wärmer. Menschlicher.

Internationales Straßencafé, Sora, prompted by ChatGPT
Internationales Straßencafé, Sora, prompted by ChatGPT

Gott, du hast die Menschen nicht alle gleich gemacht – und das ist gut so. Gib uns Augen, die Schönheit im Anderen sehen. Gib uns Ohren, die bereit sind zuzuhören. Und ein Herz, das weit ist für die Vielfalt deiner Schöpfung.

Amen!

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